Frau hält einen Blumenstrauß mit gelben Blumen und kauft in einem Gemüseladen ein.

Frugalismus: Das steckt hinter dem Trend

Probier’s mal mit Genügsamkeit – dieser Spruch könnte von einem Frugalisten stammen. Was Frugalismus in der Theorie und Praxis bedeutet, erfährst du hier!

Lesezeit: 8 Min.

Jahrzehntelang im selben Unternehmen arbeiten, den Hauskredit abstottern und mit Ende 60 in Rente gehen? Dieses Lebensmodell können sich heute viele kaum vorstellen. Nicht nur, weil der Traum vom Eigenheim aufgrund steigender Zinsen und hoher Immobilienpreise immer mehr in die Ferne rückt. Auch die gesetzliche Rente ist nur bedingt sicher. Dann lieber selbst ein Vermögen aufbauen, um später genug zum Leben zu haben.

Das ist auch dein Plan? Dann ist Frugalismus wahrscheinlich der richtige Lebensstil für dich! Hier erfährst du mehr über Frugalismus, seine Bedeutung sowie Vorteile und Herausforderungen. Außerdem findest du praktische Tipps, wie du frugal – also genügsam und mit wenig Geld – leben und deine Sparziele erreichen kannst.

Frugalismus: Definition und Entstehungsgeschichte 

Frugalismus leitet sich vom lateinischen Wort “frugalis” für “wirtschaftlich” ab und bezeichnet einen sparsamen Lebensstil. Doch Menschen, die frugal leben, sind nicht knausrig oder haben ein negatives Money Mindset. Sie entscheiden sich ganz bewusst für die Sparsamkeit. Ihr Ziel: ein Vermögen aufzubauen, um von Zinsen leben und früher in Rente gehen zu können. Ausgaben sind auf ein Minimum reduziert – egal, ob für Miete, Kleidung, Mobilität oder Urlaub. Materieller Besitz bindet schließlich nur Kapital, und das Leben lässt sich auch ohne Luxus genießen.

Der Frugalismus hat seinen Ursprung in der FIRE-Bewegung, die kurz nach der Finanzkrise 2008 in den USA entstand. Die Abkürzung steht für “Financial Independence, Retire Early”. Inspiration hat sich die Bewegung im 1992 erschienenen Buch “Your Money or Your Life” von Vicki Robin und Joe Dominguez geholt. Die Idee: Jede Stunde, die du arbeitest, hat einen Wert, der über Geld hinausgeht, nämlich deine Lebenszeit. Warum also das hart verdiente Geld gleich ausgeben, wenn du es klug anlegen und früher aus dem Berufsleben aussteigen kannst? Diese Einstellung teilen immer mehr Menschen – vielleicht auch, weil sie bereits einem anderen Trend, dem Minimalismus, folgen. 

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Wie unterscheiden sich Frugalismus und Minimalismus?

Frugalismus und Minimalismus haben viel gemeinsam. Ein kleiner Unterschied ist jedoch die Zielsetzung: Während sich Minimalistinnen in erster Linie von unnötigem Ballast befreien wollen, streben Frugalistinnen nach finanzieller Freiheit. Sie verzichten heute auf Luxus und arbeiten hart, um in der Zukunft abgesichert zu sein. Minimalisten und Minimalistinnen üben sich in Achtsamkeit und suchen das Glück im Augenblick. Doch auch sie denken an die Zukunft, vor allem an die des Planeten. Deshalb treffen sie nachhaltige Entscheidungen, kaufen wenige, aber hochwertige Produkte. Dir gefallen beide Herangehensweisen? Perfekt, denn du kannst sie gut miteinander verbinden! Viele Tipps für einen minimalistischen Lebensstil passen auch zu einem frugalen Leben.

Was ist ein Frugalist?

Du fragst dich, was ein typischer Frugalist ist? Möglicherweise erkennst du sie oder ihn schon am Aussehen. Es ist ihr nicht wichtig, den Schein zu wahren und ihr Leben auf Social Media in Szene zu setzen. Stattdessen krempelt sie die Ärmel hoch und packt an: im Job, auf dem Gemüsebeet, bei der Reparatur des Wasserhahns oder beim Ausbau ihres eigenen Vans. Oder du entdeckst ihn in der Bibliothek an seinem Laptop. Dort verwaltet er wahrscheinlich gerade sein Aktienportfolio, prüft die monatlichen Ausgaben oder sucht nach einem günstigeren Stromtarif

Das sind natürlich nur Pauschalisierungen. Doch ein souveräner Umgang mit Geld, Sparsamkeit, Fleiß und die Bereitschaft, vom Essen bis zur Steuererklärung vieles selbst zu machen, sind typisch frugalistisch. Zudem konzentrieren sich Frugalisten und Frugalistinnen aufs Wesentliche. Statt ihren Samstag im Einkaufszentrum zu verbringen, gehen sie mit ihren Liebsten in der Natur wandern oder lesen ein schönes Buch aus der Bibliothek.

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Wie viel Geld braucht man als Frugalist?

Wie viel Geld nötig ist, um früher in Rente zu gehen, hängt vor allem von deinen Ausgaben und den Lebenshaltungskosten ab. Mit Kindern oder Haustieren sind deine Sparpotenziale zum Beispiel kleiner als wenn du komplett ungebunden bist. Außerdem brauchst du eine Idee, ab welchem Alter du aus dem Berufsleben aussteigen und in die Entsparphase gehen bzw. von Zinsen leben willst. Orientierung bietet die 4 %-Regel. Demnach solltest du pro Jahr nicht mehr als 4 % deines Vermögens aufwenden, um deinen Lebensstil zu finanzieren. Wenn sich deine jährlichen Ausgaben zum Beispiel auf 40.000 € belaufen, bräuchtest du nach der 4 %-Regel das 25-fache an Vermögen: 1 Mio. €. Erst mit dieser Summe auf dem Tagesgeldkonto könntest du früher in Rente gehen.

Dein Frugalismus-Rechner 

1 Mio. € müssen erst einmal gespart werden. Deshalb gilt beim Frugalismus, die monatlichen Ausgaben zu reduzieren und mehr Geld in den Vermögensaufbau zu stecken. Vielleicht kannst du in eine WG ziehen und deine Monatsmiete um 300 € senken. So sparst du 3.600 € im Jahr, deine Ausgaben lägen bei 36.400 € und du könntest mit 910.000 € in Rente gehen. Plus: Die 3.600 € könntest du gewinnbringend anlegen oder auf ein Sparkonto einzahlen und vom Zinseszins profitieren.

Vielleicht kommst du aber auch mit viel weniger Geld aus, wenn du deinen Lebensstil noch drastischer änderst. Reichen pro Jahr 20.000 €, beginnt die Rente ab einem Sparvermögen von 500.000 €! Bedenke jedoch, dass dein Budget auch den monatlichen Sparbetrag und wichtige Versicherungen abdecken muss. Wie sich deine Ausgaben im Einzelnen zusammensetzen und was du zur Seite legen kannst, findest du mit unserem Haushaltsrechner heraus. Mit dem Zinsrechner ermittelst du dann, wie und in welchem Zeitraum sich deine Ersparnisse vergrößern würden.

Frugalismus-Tipps zum Sparen und Geld anlegen

Du willst deine Ausgaben reduzieren? Hier findest du eine Reihe von Tipps, wie du mit wenig Geld leben kannst.

Frugalismus-Tipp 1: Haushaltsbuch führen

Der erste und wichtigste Schritt ist, eine Haushaltskasse zu erstellen. Ob Fixkosten wie Miete und Versicherungen oder variable Kosten: Wenn du deine Ausgaben und Einnahmen dokumentierst, lernst du deine finanziellen Gewohnheiten kennen und kannst sie leichter ändern.

Frugalismus-Tipp 2: Selbst kochen

Verzichte auf Restaurantbesuche oder Lieferdienste und bereite dein Essen selbst zu. Das ist nicht nur günstiger, sondern auch umweltfreundlicher. Nutze auch unsere Tipps, wie du beim Lebensmitteleinkauf sparen kannst. Aufgrund der Inflation sind Fleisch- und Milchprodukte aktuell sehr teuer, du könntest sie seltener kaufen und alternative Ernährungsweisen ausprobieren. Und wenn du einen Balkon oder einen Garten hast, kannst du dein eigenes Obst und Gemüse anbauen – mit einem Hochbeet und Wintergemüse geht das sogar in der kalten Jahreszeit.

Frugalismus-Tipp 3: Kostenlose Hobbys pflegen

Du zahlst jeden Monat fürs Fitnessstudio, Streamingdienste oder die Monatskarte? Wie wäre es, kostenlos Sport zu machen, die Werbung bei Netflix und Co. in Kauf zu nehmen oder mit dem Fahrrad zu fahren? Halte außerdem nach kostenlosen Angeboten für Kultur Ausschau, etwa Abschlusskonzerte in Musikhochschulen, freie Museumstage oder Galerien ohne Eintrittsgebühr. Und ein lustiger Spieleabend daheim mit Freundinnen und Freunden ersetzt den ein oder anderen Besuch in der Bar. 

Frugalismus-Tipp 4: Dinge reparieren

Ob ein Loch im Pulli, ein Kratzer in der Tischplatte oder ein defektes Gerät: Mit ein paar Tricks kannst du vieles reparieren, statt immer alles neu zu kaufen. So hilfst du auch, die Berge an Müll zu reduzieren. DIY-Anleitungen und hilfreiche Tipps findest du zum Beispiel auf YouTube oder den Websites großer Baumärkte. In Repair-Cafés hast du sogar die Möglichkeit, vor Ort zu basteln und auf Gleichgesinnte zu treffen. 

Frugalismus-Tipp 5: Aus zweiter Hand kaufen

Egal, ob du Klamotten für den Herbst brauchst oder deine Küche renovieren willst: Auf Kleinanzeigen findest du gebrauchte Möbel oder angebrochene Farbeimer, und bei Tauschpartys oder in Kleiderkisten ist bestimmt ein warmer Wollpulli dabei. Viele Menschen bieten ihre Sachen sogar zum Verschenken an. Nutze auch Flohmärkte sowie Angebote von Unternehmen oder deiner Stadt. Die Berliner Stadtreinigung (BSR) hat mit der NochMall zum Beispiel ein großes Gebrauchtwarenkaufhaus ins Leben gerufen.

Frugalismus-Tipp 6: Wohnsituation anpassen

Wer nicht viel hat, braucht nicht viel Platz. Wenn du sparsamer leben willst, kannst du dein Zuhause entrümpeln und in eine kleinere Wohnung ziehen. Oder du entscheidest dich für ein alternatives Wohnkonzept wie eine Kommune oder einen Bauwagen. Falls du keine Lust auf Umzug hast oder die Kosten dafür vermeiden willst, könntest du auch ein Zimmer vermieten, endlich mit deiner besseren Hälfte zusammenziehen oder deinen Wasser-, Gas- und Stromverbrauch reduzieren.

Frugalismus-Tipp 7: Geld anlegen

Während manche vom bedingungslosen Grundeinkommen oder einem Lottogewinn träumen, nehmen Frugalistinnen und Frugalisten die Sache einfach selbst in die Hand. Auch du kannst deine Ersparnisse wachsen lassen, indem du dein Geld auf einen Sparbrief oder ein verzinstes Tagesgeldkonto einzahlst oder in diversifizierte Geldanlagen wie Aktienfonds oder ETFs investierst. Wie viel Geld du jeden Monat zur Seite legen solltest, verrät dir zum Beispiel der 50/30/20-Rechner.

Vor- und Nachteile des Frugalismus 

So verführerisch die Frührente klingen mag: Sie hat ihren Preis.

  • Du verzichtest auf vieles: Während andere ins Restaurant gehen, um die Welt reisen oder die neueste Smartwatch haben, musst du bei jedem Kauf zweimal überlegen.
  • Du bist gedanklich in der Zukunft: Auch wenn es toll ist, Ziele zu haben und an die Zukunft zu denken: Jeder Moment ist einzigartig und niemand weiß, was die Zukunft bringt.
  • Du überforderst dich: Wenn du wie verrückt arbeitest und nie Urlaub machst, hast du mit 40 vielleicht einen Burnout und kannst deinen vorzeitigen Ruhestand gar nicht genießen.

Die gute Nachricht: Du musst nicht nur verzichten. Es gibt viele Möglichkeiten, auch deine Einnahmen und Ersparnisse zu vergrößern. Du kannst ein besseres Gehalt aushandeln, in einen lukrativen Job wechseln, dein Geld als FreelancerIn verdienen und automatische Sparfunktionen wie den Einkommensverteiler oder die Aufrundungsregel nutzen. So machst du dir nicht ständig Gedanken übers Sparen und kannst das Hier und Jetzt mehr genießen. 

Bedenke auch, dass die Rente mit 40 nicht für jede und jeden funktioniert. Kinderlose Paare oder Singles mit hohem Einkommen haben in der Regel mehr Möglichkeiten, ihr Geld gewinnbringend zu vermehren, als Studierende oder alleinerziehende Mütter. Doch egal, wo du im Leben stehst: Es lohnt sich immer, den eigenen Konsum zu überdenken und deine Finanzen in die Hand zu nehmen.

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Von N26

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