Eigenkapital und seine Rolle einfach erklärt

Der Begriff fällt oft, aber wie genau lässt sich Eigenkapital eigentlich definieren? Hier erfährst du alles, was du wissen musst!
Lesezeit: 7 Min.
Die folgenden Aussagen stellen keine Anlageberatung oder sonstige Beratung zu Finanzdienstleistungen, Finanzinstrumenten, Finanzprodukten oder digitalen Vermögenswerten dar. Sie dienen dazu, allgemeine Informationen zu vermitteln. Die folgenden Aussagen stellen kein Angebot zum Abschluss eines Vertrags zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten und Finanzprodukten oder eine Einladung zur Einreichung eines solchen Angebots und zum Kauf oder Verkauf eines bestimmten digitalen Vermögenswertes dar. ETFs sind starken Wertschwankungen unterworfen. Ein Wertverlust oder ein vollständiger Verlust ist jederzeit möglich. Auch der Verlust des Zugriffs auf Daten und Passwörter kann zu einem vollständigen Verlust führen.
Du überlegst, ein Haus zu kaufen und dafür einen Kredit aufzunehmen? Spielst du mit dem Gedanken, ein Unternehmen zu gründen? Oder möchtest du dein Geld am Aktienmarkt vermehren? Egal, um welche Art von Investition es geht: Früher oder später kommt immer die Frage nach dem Eigenkapital. Damit du im Gespräch mit Kreditgebern und Co. den Durchblick hast, haben wir alles Wissenswerte für dich zusammengefasst.

Investieren leicht gemacht

Mit N26 kannst du Aktien und ETFs kaufen, ohne dafür deine Banking App zu verlassen. Ab nur 1 € geht’s los.

Entdecke Aktien und ETFs
Wertentwicklung eines Investments, unterlegt mit der Illustration von Euro-Münzen.

Was ist Eigenkapital?

Einfach gesagt sind alle Mittel, die du selbst für eine Investition aufbringst, Eigenkapital. Das können zum Beispiel Einlagen auf deinem Sparkonto sein oder ein Teil deines Gehalts, mit dem du dir ein Auto, eine Wohnung oder einen anderen Wunsch finanzierst. Wirtschaftliches Eigenkapital, also die Eigenmittel eines Unternehmens, ist ein wenig komplexer. Es ist die Differenz aus Vermögenswerten wie Sach- und Finanzanlagen und Verbindlichkeiten, zum Beispiel laufenden Kredite. Oder als Formel ausgedrückt:Eigenkapital = Vermögen - VerbindlichkeitenIdealerweise hat ein Unternehmen mehr Vermögen als Schulden, um kreditwürdig und zahlungsfähig zu sein. Das ist nicht nur für das Unternehmen selbst relevant, sondern für die gesamte Wirtschaft und den Finanzmarkt. Das Risiko, in die Schuldenfalle zu tappen, stellt sich nämlich für alle Beteiligten! Dazu ein Beispiel: Stell dir vor, eine Bank verfügt über sehr wenig Eigenkapital. Zum einen kann das die Kreditwürdigkeit der Bank herabstufen, also den Zugang zu Kapital von außen erschweren. Zum anderen ist es für die Bank schwierig, selbst Geld auszuzahlen – nicht nur ihren Kunden und Kundinnen, sondern auch allen anderen Gläubigern wie Banken, Fondsgesellschaften usw. Um zahlungsfähig zu bleiben, müsste sich die Bank Geld leihen, was aufgrund ihrer niedrigen Kreditwürdigkeit schwierig wäre. Das könnte die ganze Wirtschaft und den Finanzmarkt ins Taumeln bringen. Denn auf der einen Seite kämen viele Menschen nicht an ihre Einlagen und auf der anderen Seite würden wichtige Investitionen ausbleiben, weil das Kapital dazu fehlt. Außerdem könnten zahlreiche Menschen ihren Job verlieren, falls die Bank Insolvenz anmeldet. Ein berühmtes Beispiel ist die Investmentbank Lehman Brothers, die billige Kredite vergeben hatte, aber zu großen Teilen fremdfinanziert war. Sie ging schließlich bankrott, was als einer der Höhepunkte der globalen Finanzkrise von 2008/2009 gilt. 

Was gehört zum Eigenkapital?

Du siehst: Eigenkapital ist enorm wichtig. Doch was genau gehört dazu? Laut Handelsgesetzbuch (HGB) § 266 zählen zum bilanziellen Eigenkapital: 
  • Gewinnrücklagen (ein Teil der erzielten Gewinne, den das Unternehmen sozusagen als Notgroschen auf die hohe Kante legt) 
  • Kapitalrücklagen (gleiches Prinzip, gilt aber für Aktiengesellschaften, die Kapital durch die Ausgabe von Aktien erwirtschaften)
  • gezeichnetes Kapital (Einlagen, die bei der Unternehmensgründung hinterlegt und später möglicherweise aufgestockt wurden)
  • der Gewinn- bzw. Verlustvortrag (also was aus dem Vorjahresgewinn oder -verlust gebildet wird)
  • der Jahresüberschuss bzw. -fehlbetrag (der Gewinn bzw. Verlust nach Abzug von Steuern)
Gut zu wissen: Ein Unternehmen ist gesetzlich verpflichtet, finanzielle Rücklagen zu bilden, um zahlungsfähig zu bleiben.  

Stammaktien und Stimmrechte

Eine weitere Form von Eigenkapital stellen Stammaktien. Sie sind mit Stimmrechten versehen, das heißt, wenn du Stammaktien eines börsennotierten Unternehmens hast, kannst du auf Entscheidungen bei der jährlichen Hauptversammlung Einfluss nehmen. Pro Stammaktie erhältst du eine Stimme. Das Gegenteil sind Vorzugsaktien, mit ihnen erhältst du kein Stimmrecht, in der Regel aber eine höhere Dividende. Unternehmen gehen an die Börse, um Kapital einzusammeln und damit ihr Eigenkapital zu erhöhen. Tatsächlich machen Stammaktien meist den größten Anteil ihres Eigenkapitals aus, denn in der Regel geben Unternehmen Millionen von Aktien aus. Adidas, eines der 40 DAX-Unternehmen, hat beispielsweise über 178,5 Millionen ausgegebene Aktien, der aktuelle Kurswert pro Aktie beläuft sich auf 230,40 € (Stand 25.7.2024). Du kannst dir ungefähr ausmalen, wie viel Geld Adidas auf diese Weise generiert. 

Eigenkapital vs. Fremdkapital

Das Gegenteil von Eigenkapital ist Fremdkapital, also Geld, das von außen ins Unternehmen kommt, zum Beispiel durch einen Kredit. Fremdkapital ist wichtig, um Wachstum voranzutreiben. Wenn ein Unternehmen Schulden aufnimmt, um beispielsweise neue Maschinen zu kaufen oder Prozesse zu optimieren, dann steigert es dadurch seine Produktivität und schließlich auch seinen Gewinn. Ohne Fremdkapital wären die nötigen Investitionen wahrscheinlich nicht möglich gewesen.In der Bilanz fallen unter Fremdkapital nicht nur Darlehen, sondern auch Rückstellungen (also zurückgehaltenes Kapital für Rentenzahlungen, Steuern u. Ä.) sowie Anzahlungen. 

Entdecke N26 Spaces

Erstelle Unterkonten, setze Regeln und automatisiere das Sparen – mit nur wenigen Klicks!

Spaces (Unterkonten) entdecken
Verschiedene N26 Spaces, um Geld zu sparen.

Wie erkenne ich Eigenkapital in der Bilanz?

In der Bilanz eines Unternehmens werden Aktiva und Passiva gegenübergestellt, also Vermögensgegenstände und Schulden oder auch Mittelverwendung und Mittelherkunft. Die linke Seite der Bilanz ist die Aktivseite, die rechte die Passivseite. Das Eigenkapital steht rechts, auf der Passivseite, zusammen mit dem Fremdkapital. Zusammen geben sie Einblick über die vom Unternehmen aufgewendeten Mittel, um die Zwecke auf der Aktivseite zu finanzieren. Im Grunde handelt es sich auf beiden Seiten um dieselbe Geldmenge, nur aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet. Deshalb muss die Summe beider Seiten immer gleich sein.Der Eigenkapitalspiegel, manchmal auch Eigenkapitalgitter genannt, zeigt an, wie und warum sich das Eigenkapital im Vergleich zur Vorperiode verändert hat. Er ist ein wichtiger Bestandteil des Konzernabschlusses. Ein klassisches Beispiel ist die Ausgabe von Stammaktien, wodurch sich das bilanzielle Eigenkapital verändert.

Wie lässt sich der Eigenkapitalanteil berechnen?

Um Eigenkapital zu ermitteln, musst du nur die Verbindlichkeiten – also das Fremdkapital auf der Passivseite – von deinen Vermögenswerten auf der Aktivseite abziehen. Dazu ein einfaches Beispiel: Angenommen, du hast ein Grundstück im schönen Thüringen im Wert von 30.000 € gekauft und dafür einen Kredit von 18.000 € aufgenommen. In deiner eigenen Bilanz stünde das Grundstück links auf der Aktivseite und das aufgewendete Kapital rechts auf der Passivseite. Wenn du die 18.000 € Verbindlichkeiten aus dem Kredit von 30.000 € abziehst, kommst du auf 12.000 € – dein Eigenkapital, das du wahrscheinlich in Form von Ersparnissen für den Kauf aufgewendet hast. 

Was ist die Eigenkapitalquote?

Die Eigenkapitalquote zeigt das Verhältnis von Eigen- und Gesamtkapital eines Unternehmens an und wird in Prozent ausgedrückt. Mit einer einfachen Formel lässt sich der Eigenkapitalanteil berechnen: Eigenkapital geteilt durch Gesamtkapital x 100. Eine gesunde Eigenkapitalquote liegt bei etwa 30 %, unter 20 % sollte sie nicht fallen. Bei Banken gilt ein anderer Wert, ihr Eigenkapitalanteil sollte mindestens 8 % betragen – was einfach mit dem Geschäftsmodell von Banken zusammenhängt.

Eigenkapital für Investoren

Eigenkapital spielt nicht nur in der Bilanzierung gestandener Unternehmen eine Rolle. Der Begriff fällt häufig auch im Zusammenhang mit Startups. Diese benötigen in der Anfangsphase viel Geld, um Produkte zur Marktreife zu bringen, ein Team aufzustellen usw. Eine Möglichkeit ist die Eigenkapitalfinanzierung, also das Einbringen eigener Ressourcen. Doch in der Regel brauchen sie auch Investoren. Diese sind oft eher als beispielsweise Banken bereit, ein hohes Risiko einzugehen und finanzielle Mittel bereitzustellen. Daher auch der Begriff “Wagniskapital”. Dank des Investors oder der Investorin hat das Jungunternehmen mehr Eigenkapital, um seine Idee weiterzuentwickeln, und ist gleichzeitig mehr Wert, was weitere Investoren anlocken könnte. Sollte das Unternehmen eines Tages verkauft werden, würden die Investoren von einer hohen Wertentwicklung profitieren und mehr als ihren ursprünglich gezahlten Einsatz zurückbekommen. Für Investoren ist das Eigenkapital eines Startups deshalb eine wichtige Kennzahl, um über eine Beteiligung zu entscheiden.

Eigenkapital in Wertanlagen

Auch bei klassischen Wertanlagen spielt Eigenkapital eine Rolle. Kommen wir zurück zu deinem fiktiven Grundstück in Thüringen. Vielleicht spekulierst du auf steigende Grundstückspreise, um in 20 Jahren gewinnbringend zu verkaufen – schließlich hat sich der Preis pro Quadratmeter seit dem Jahr 2000 nahezu verdoppelt. So hätte sich dein Einsatz und die Aufnahme des Kredits gelohnt.Eine kurzfristige Anlagestrategie ist natürlich auch möglich, zum Beispiel an der Börse. Mit dem sogenannten Hebel- bzw. Leverage-Effekt können auch mit wenig Eigenkapital hohe Renditen erzielt werden. Wenn das Eigenkapital beispielsweise 1.000 € beträgt und das Fremdkapital aus einem Darlehen 3.000 €, kann am Aktienmarkt eine größere Position eröffnet werden und bei einer positiven Kursentwicklung somit auch mehr Gewinn realisiert werden. Bedenke allerdings, dass für das Darlehen Zinsen anfallen und der Hebel auch in die andere Richtung wirkt – ein möglicher Verlust also entsprechend größer ist. Lies dazu auch unseren Ratgeber "Investieren für Anfänger”.

Dein Onlinekonto

Eröffne dein mobiles Girokonto in Minuten – direkt auf deinem Handy und ohne Papierkram!

N26 Girokonto holen
Beginnen Sie online zu Banking.

Häufig gestellte Fragen

  • Wie können europäische Investoren in Aktienmärkte investieren?
  • Welche rechtlichen und regulatorischen Überlegungen gibt es für europäische Aktienanleger?
  • Wie beeinflussen Steuern Eigenkapitalinvestitionen?
  • Wie können Einzelpersonen ihr Eigenkapital in Immobilien erhöhen?
  • Welche Risiken sind mit der Investition in Aktien verbunden?

Beiträge, die dem folgenden Thema entsprechen


VON N26Love your bank

Ähnliche Artikel

Entdecke ähnliche Artikel aus unserem Blog, die dich vielleicht interessieren könnten
Finanzmarkt: Chancen und Risiken im Überblick.
Investieren

Finanzmarkt: Chancen und Risiken im Überblick

Du willst dein Geld mit einer geschickten Anlage vermehren? Dann lies weiter und erfahre alles, was du über den Finanzmarkt und seine Teilmärkte wissen solltest.

Lesezeit: 8 Min.
Investieren für Anfänger: Das musst du wissen.
Investieren

Investieren für Anfänger: Das musst du wissen

Du willst mehr aus deinem Geld machen, traust dich aber nicht? Keine Sorge! Wir erklären Investieren für Anfänger – von A wie Anleihe bis Z wie Zins.

Lesezeit: 12 Min.
Was ist die Börse? Ein Leitfaden für Einsteiger.
Investieren

Was ist die Börse? Ein Leitfaden für Einsteiger

Von ihren Aufgaben und der Funktion, über ihre Geschichte bis hin zu den Handelszeiten – in unserem Leitfaden erfährst du alles, was du als Einsteiger über die Börse wissen musst.

Lesezeit: 8 Min.