Freistellungsauftrag: Was das ist und warum du ihn brauchst

Freistellungs-was? Warum dir der Freistellungsauftrag ein Begriff sein sollte und was passiert, wenn du deiner Bank keinen erteilst, erfährst du hier.

Lesezeit: 7 Min.

Du merkst es im Supermarkt, auf deiner Stromrechnung oder bei Dienstleistungen: Das Leben ist teurer geworden. Umso ärgerlicher ist es, versteckte Kosten zu zahlen – oder unnötige Steuern. Genau das kannst du mit einem Freistellungsauftrag umgehen. Denn was viele nicht wissen: Der Fiskus verdient ab dem ersten Euro an Kapitalerträgen mit, und diese Steuern werden ganz automatisch abgeführt, wenn bei der Bank kein Freistellungsauftrag beantragt wurde. Was all das bedeutet, welcher Freibetrag für Kapitalerträge gilt und wie du jetzt am besten vorgehst, haben wir hier für dich zusammengefasst.

Was ist ein Freistellungsauftrag?

Steuer- und Bankbegriffe lösen bei dir Stress aus? Keine Sorge! Meistens klingt es komplizierter, als es ist. So auch beim Freistellungsauftrag für Kapitalerträge. Wir gehen die Begriffe der Reihe nach durch. 

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Was sind Kapitalerträge? 

Angenommen, du hast ein verzinstes Sparkonto. Du erhältst also Zinsen für das Geld, das auf deinem Konto liegt. Aus steuerlicher Sicht handelt es sich dabei um eine Art Einkommen, denn du vermehrst dein Geld mithilfe des Zinseszins. Das nennt der Fiskus Kapitalerträge bzw. Kapitaleinkünfte und gilt auch, wenn du einen Sparbrief, ein Tagesgeld- bzw. Festgeldkonto oder andere Geldanlagen hast – zum Beispiel Aktien, Investmentfonds oder Zertifikate. 

Denn Kapitalerträge kannst du auch an der Börse erwirtschaften. Wenn du zum Beispiel Aktien eines Unternehmens kaufst – ihm also einen Teil deines Kapitals zur Verfügung stellst –, bekommst du im Gegenzug Geld über die Dividende zurück. Oder du verkaufst die Aktien nach einer Kurssteigerung und erzielst darüber Gewinne. Und genau davon will das Finanzamt beziehungsweise der Staat etwas abhaben – und zwar mithilfe der Abgeltungsteuer.

Was ist die Abgeltungsteuer?

Die Abgeltungsteuer ist eine von gut 40 Steuerarten in Deutschland. Seit 2009 gilt sie für alle, die ihr Geld auf Sparkonten, in Aktien oder anderen Derivaten anlegen. Wahrscheinlich ist sie vielen Menschen auch deshalb nicht so bekannt, weil Banken die Abgeltungsteuer automatisch an das Finanzamt abführen. Sie müssen 25 % deiner Einkünfte durch Zinsen, Dividenden oder realisierte Kursgewinne einbehalten und den Betrag an das Finanzamt überweisen.

25 % sind kein Pappenstiel, und für SparerInnen und InvestorInnen fällt zusätzlich der Solidaritätszuschlag an. Zum Glück gibt es wie bei vielen anderen Steuern einen Steuerfreibetrag: den Sparerfrei- bzw. Sparerpauschbetrag. So bleibt ein Teil deiner Einkünfte steuerfrei. Allerdings musst du dafür etwas tun – und das bringt uns zum Freistellungsauftrag.

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Was bedeutet “Freistellungsauftrag”?

Mit einem Freistellungsauftrag beauftragst du deine Bank, dich von der Steuer auf deine Kapitalerträge bis zu einer bestimmten Grenze zu befreien. Nur so kannst du vom Sparerfreibetrag profitieren und musst nicht deine gesamten Einkünfte aus Zinsen oder Dividenden versteuern – oder mühsam über deine Steuererklärung die abgeführten Steuern zurückholen. Wie hoch dieser Freibetrag ist und worauf du bei der Beantragung achten solltest, erfährst du im Folgenden. 

Freistellungsauftrag: Wie hoch ist die Grenze in 2023 und 2022?

Du weißt nun, warum der Freistellungsauftrag wichtig ist: Du kannst bares Geld sparen! Doch um welche Summe handelt es sich genau? 

Freistellungsauftrag 2023 

Für 2023 gilt eine Obergrenze von 1.000 €. Das heißt, dass du Kapitalerträge bis maximal 1.000 € nicht versteuern musst und so bis zu 250 € sparen kannst. Betragen deine Einnahmen durch Guthabenzinsen, Dividenden und realisierte Kursgewinne beispielsweise 1.500 €, fällt die Abgeltungssteuer nur für die Differenz – also 500 € – an. Liegen deine Erlöse unter dem Freibetrag für Kapitalerträge in 2023, zahlst du keine Steuern.

Du bist verheiratet oder lebst in einer eingetragenen Partnerschaft? Dann erhöht sich die Grenze auf 2.000 €, sofern ihr eure Steuererklärung zusammen einreicht (Zusammenveranlagung genannt). 

Freistellungsauftrag 2022

Die gute Nachricht: Falls du in 2022 Abgeltungsteuer gezahlt hast, kannst du dir dein Geld über deine Einkommensteuererklärung zurückholen. Allerdings fällt der Freibetrag für Kapitalerträge in 2022 etwas niedriger aus: 801 € für Alleinstehende sowie 1.602 € für Ehepaare. 

Wie funktioniert ein Freistellungsauftrag?

Nun zum wohl wichtigsten Teil: Wie genau sieht ein Freistellungsauftrag aus, wie beantragst du ihn und worauf solltest du achten? 

Wie kann ich einen Freistellungsauftrag für Kapitalerträge erteilen?

Bei vielen Banken kannst du den Freistellungsauftrag bequem in deiner mobilen App oder per Online-Banking beantragen. Das dauert in der Regel nur wenige Minuten. Du musst lediglich ein Onlineformular ausfüllen und darin das entsprechende Jahr und die Höhe angeben. Dazu weiter unten mehr.

Doch bevor du dich einloggst, solltest du deine steuerliche Identifikationsnummer (kurz: IdNr) heraussuchen. Das ist eine 11-stellige Nummer, die du zum Beispiel auf deiner Lohnsteuerbescheinigung oder deinem Einkommensteuerbescheid findest. Wie alt diese Bescheide sind, spielt keine Rolle. Die IdNr gilt ein Leben lang, egal, ob du umziehst oder heiratest. Wichtig: Die Identifikationsnummer ist nicht zu verwechseln mit der 9-stelligen Steuernummer.  

Wie hoch sollte ein Freistellungsauftrag sein?

Du kennst bereits den Freibetrag für Kapitalerträge aus 2023. Es liegt also auf der Hand, dass du die Obergrenze maximal ausreizen willst, oder? Nicht ganz! Es macht nämlich einen Unterschied, ob du nur ein einziges verzinstes Sparkonto, wie z. B. ein Tagesgeldkonto, oder mehrere Geldanlagen hast. Der Freibetrag gilt für alle gesammelten Einkünfte. Du musst also ungefähr abschätzen können, welche Erträge du mit welcher Anlage erzielen wirst. 

Wenn du ein Tagesgeldkonto mit einem Nominalzinssatz von 1,26 % p. a. und Einlagen von 10.000 € hast, erwirtschaftest du in einem Jahr 126 € Zinsen. Hier würde es also reichen, den Freistellungsauftrag für 150 € einzureichen. So hast du noch genügend Spielraum für deine anderen Geldanlagen oder Aktiendepots.

Übrigens: Kryptowährungen unterliegen aktuell noch einem anderen Steuergesetz. Du musst deine realisierten Kursgewinne also nicht berücksichtigen, wenn du deinen Freistellungsauftrag berechnen willst.

Freistellungsauftrag als Ehepaar

Auch Verheiratete können einen Freistellungsauftrag für das Gemeinschaftskonto einreichen, wenn sie die Zusammenveranlagung gewählt haben. Das ist auch praktisch, wenn nur eine oder einer von euch Einkünfte aus Kapitalanlagen erzielt. Du kannst dann für 2023 maximal 2.000 € freistellen lassen. Wichtig ist aber, dass du diesen Betrag nicht überschreitest. Also prüft unbedingt, ob noch andere Freistellungsaufträge vorliegen.

Kann ich Freistellungsaufträge bei mehreren Banken haben?

Ja! Wenn du dein Geld bei mehreren Finanzinstituten angelegt hast, ist das kein Problem. Du musst lediglich mehrere Aufträge einreichen, also einen Freistellungsauftrag pro Bank. Beachte, dass die Gesamtsumme nicht den Freibetrag übersteigt – denn das wäre Steuerbetrug. Lege dir lieber eine Tabelle an, um den Überblick über deine jeweiligen Freistellungsbeträge zu behalten. 

Übrigens: Wenn du mehrere Konten oder Depots bei derselben Bank hast, reicht ein einzelner Auftrag.

Was passiert, wenn ich keinen Freistellungsauftrag erteilt habe?

Du siehst, die Beantragung ist ziemlich einfach – selbst wenn du mehrere Geldanlagen hast oder ihr eure Finanzen zusammen verwaltet. Es gibt also keinen Grund, die Freistellung nicht zu nutzen. Bedenke: Wenn du den Auftrag nicht erteilst, führt deine Bank die Abgeltungssteuer automatisch ab. Jetzt, wo die EZB den Leitzins erhöht hat und sich Spar- oder Tagesgeldkonten wieder lohnen, wäre das verschenktes Geld.

Zum Glück kannst du den Auftrag bis zum letzten Bankarbeitstag des Jahres erteilen. Der ist am 30. Dezember, sofern dieser nicht auf einen Samstag oder Sonntag fällt. Bedenke jedoch, dass viele Banken die Frist wegen der Feiertage vorverlegen. Andere Banken gewähren sogar mehr Zeit. Frage im Zweifelsfall beim Kundenservice nach. Du bist für den Sparerpauschbetrag 2023 zu spät dran? Keine Sorge! Du kannst dir das Geld in deiner nächsten Steuererklärung zurückholen. Dafür benötigst du die Anlage KAP. Mehr erfährst du in unserem Artikel zur Kapitalertragsteuer.

Gut zu wissen: Sofern du nichts anderes festlegst, verlängert sich die Freistellung automatisch zum Jahreswechsel. Du musst dich also um nichts mehr kümmern – außer, wie du deinen Freistellungsauftrag aufteilen willst.

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Dank steigender Zinsen lohnt es sich wieder, Geld anzulegen. Wichtig ist, dass du einen Freistellungsauftrag bei deiner Bank einreichst, um die Abgeltungssteuer zu umgehen und vom Sparerpauschbetrag zu profitieren. Du legst aktuell nichts zurück? Finde mit unserem Zinsrechner heraus, welche Gewinne du mit unterschiedlich hohen Zinssätzen erzielen würdest. Denn ob Sparbuch, Tagesgeldkonto oder Anleihen: Für deine persönliche Finanzplanung ist es wichtig, dein Geld sinnvoll anzulegen. Du weißt nicht, wo du anfangen sollst? Mit einfachen Methoden wie der 50-30-20-Regel kannst du deine Ausgaben besser überblicken und einen monatlichen Sparbetrag festlegen. Im nächsten Schritt geht es an die Wahl einer Geldanlage, die zu dir und deinen Sparzielen passt. 

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Von N26

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