Dass die Inflation in Deutschland momentan so hoch ist wie seit 70 Jahren nicht, merken wir so ziemlich jedes Mal, wenn wir den Geldbeutel zücken. Egal ob Lebensmittel, Gas- und Stromrechnungen oder Kinobesuche – alles scheint teurer und teurer zu werden. In diesem Zusammenhang ist auch immer öfter die Rede vom Verbraucherpreisindex (VPI). Doch was genau ist damit eigentlich gemeint? In diesem Blogartikel erklären wir dir, was der Verbraucherpreisindex aussagt, wie er ermittelt wird und alles, was du sonst noch zum VPI wissen musst.Was ist der Verbraucherpreisindex?
Der Verbraucherpreisindex ist dazu da, um die Lebenshaltungskosten in Deutschland zu messen und festzustellen, wie sich diese Kosten im Laufe der Zeit ändern.Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) misst der Verbraucherpreisindex monatlich die durchschnittliche Preisentwicklung aller Waren und Dienstleistungen, die private Haushalte in Deutschland für Konsumzwecke kaufen. Das sind zum Beispiel Mieten, Lebensmittel, Kleidung und technische Geräte wie Smartphones, Tablets und Computer – aber auch Dinge wie Reisen und Friseurbesuche. Im Verbraucherpreisindex werden übrigens sämtliche Ausgaben berücksichtigt, die in Deutschland gemacht werden. Also nicht nur die Ausgaben aller gemeldeten Privathaushalte in Deutschland, sondern auch alle Ausgaben, die von ausländischen TouristInnen in Deutschland gemacht werden. Man bezeichnet das als Inlandskonzept.N26 Girokonto
Entdecke 100 % mobiles Banking mit N26 – das flexible Girokonto mit vielen Vorteilen.
Konto eröffnenVerbraucherpreisindex Definition
Der Verbraucherpreisindex (VPI) ist also ein Maßstab für Preisveränderungen, der die durchschnittliche Preisentwicklung aller Waren und Dienstleistungen misst, die von privaten Haushalten für Konsumzwecke gekauft werden.Unterschied Verbraucherpreisindex und Lebenshaltungskostenindex?
Vielleicht hast du auch schon einmal vom Lebenshaltungskostenindex gehört und fragst dich, was dabei der Unterschied zum Verbraucherpreisindex ist? Die Antwort ist ziemlich einfach: Früher wurde der Verbraucherpreisindex als Lebenshaltungskostenindex bezeichnet, heute ist Verbraucherpreisindex gängiger. Gemeint ist allerdings derselbe Maßstab für Preisveränderungen.Was sagt der Verbraucherpreisindex aus?
Der Verbraucherpreisindex ist der zentrale Anhaltspunkt zur Beurteilung der Geldwertentwicklung in Deutschland. Anhand der Veränderung zum Vorjahresmonat bzw. zum Vorjahr lässt sich nämlich auch die Inflationsrate bestimmen. Wenn der VPI langfristig steigt, spricht man von Inflation. Wenn er dagegen langfristig sinkt, dann spricht man von Deflation.Wertsicherungsklausel Verbraucherpreisindex
Aus diesem Grund wird der Verbraucherpreisindex zum Beispiel auch bei Gehaltsverhandlungen oder für Dinge wie Mieten und Pensionen als Richtwert verwendet. Dazu gibt es sogenannte Wertsicherungsklauseln, die in Verträgen verwendet werden, um sicherzustellen, dass die GläubigerInnen auch in Zukunft genau die Summe erhalten, die wertmäßig dem ursprünglich vereinbarten Betrag entspricht. Hier findest du eine Rechenhilfe zur Anpassung von Verträgen.Hängen Verbraucherpreisindex und Inflation zusammen?
Wie oben bereits erwähnt, wird der Verbraucherpreisindex auch zur Messung der Inflation verwendet. Die Veränderung des Verbraucherpreisindex gegenüber dem Vorjahreszeitraum wird auch als Inflationsrate oder als Teuerungsrate bezeichnet – wenn der Verbraucherpreisindex steigt, spricht man demnach von Inflation. Du siehst also: Der Verbraucherpreisindex ist ein wichtiger Wirtschaftsindikator und ein Maßstab dafür, wie sich die Verbraucherpreise innerhalb eines Jahres in Deutschland ändern. Der VPI dient daher nicht nur in der Politik als Entscheidungsgrundlage, sondern ist auch für Zentralbanken ein entscheidender Faktor, wenn sie ihre Geldpolitik festlegen.Wie wird der Verbraucherpreisindex ermittelt?
Um den VPI zu bestimmen, wird ein repräsentativer Warenkorb aus 650 verschiedenen Güterarten zusammengestellt. Dieser Warenkorb soll alle Waren und Dienstleistungen darstellen, die von privaten Haushalten in Deutschland gekauft werden. Dazu gehören zum Beispiel Lebensmittel, Kleidung und Miete, aber auch Dinge wie Friseurbesuche, Taxifahrten oder Flugreisen. Als Erstes werden die Preise für die einzelnen Güter im Warenkorb ermittelt. Diese Preise werden dann als Indexzahl ausgedrückt, die sich auf ein Basisjahr (aktuell das Jahr 2015) bezieht. Das Basisjahr ändert sich alle fünf Jahre. Zuletzt wurde es im Frühling 2019 aktualisiert: von 2010 auf 2015.Warenkorb Verbraucherpreisindex
Wie du bereits weißt, wird der Verbraucherpreisindex anhand eines Warenkorbs berechnet, der sämtliche Waren und Dienstleistungen repräsentiert, die in Deutschland von privaten Haushalten gekauft werden. Weil sich die Konsumgewohnheiten der VerbraucherInnen mit der Zeit ändern, wird der Warenkorb alle fünf Jahre aktualisiert.Die verschiedenen Produkte und Dienstleistungen im Warenkorb werden mit unterschiedlichen Gewichtungen versehen, mit denen ihre jeweiligen Preisentwicklungen dann in den Gesamtindex einfließen. Warum das notwendig ist? Ganz einfach: Wir geben nicht für jede Güterart gleich viel Geld aus. Zum Beispiel geben VerbraucherInnen in Deutschland durchschnittlich mehr Geld für ihre Mieten aus als fürs Kino. Und auch mehr Geld für Lebensmittel als für Friseurbesuche. Nahrungsmittel haben daher beispielsweise eine Gewichtung von 84,87 %, während Kino-, Theater- und Konzertbesuche mit 5,77 % gewichtet werden. Nähere Details zur Gewichtung der verschiedenen Güterarten findest du im Wägungsschema des Statistischen Bundesamtes.Die einzelnen Güter im Warenkorb werden ständig angepasst. Produkte, die zum Beispiel nicht mehr gekauft werden, oder Dienstleistungen, die an Marktbedeutung verloren haben, werden also ersetzt. Und natürlich werden bei Bedarf auch neue Güterarten in den Warenkorb aufgenommen. Verbraucherpreisindex berechnen
Um den Warenkorb für den Verbraucherpreisindex zu ermitteln, werden Daten aus Berichten von 188 Gemeinden, rund 700 verschiedenen Waren und Dienstleistungen und 300.000 Einzelpreisen bewertet. Daraus wird dann eine Indexzahl für das Basisjahr erstellt, die immer 100 beträgt. Mit dieser Indexzahl für das Basisjahr kannst du nun die Veränderungsrate von einem bestimmten Zeitpunkt zum nächsten berechnen. Um die Preisveränderungsraten in Prozent zu berechnen, kannst du folgende Formel verwenden: ((neuer Indexstand / alter Indexstand) • 100) – 100 Aber Achtung: Du kannst so nur Indexwerte der gleichen Basisjahre miteinander vergleichen. Verbraucherpreisindex Deutschland
Im Oktober 2022 lag der Verbraucherpreisindex für Deutschland bei 10,4 %. Im Vergleich zum Vormonat war das der stärkste Anstieg seit rund 70 Jahren. Hier findest du eine Tabelle mit einigen der wichtigsten Veränderungen des VPI in Deutschland zwischen Oktober 2021 und Oktober 2022: VPI Deutschland; 2015 = 100 | Oktober 2021 | Oktober 2022 | Veränderung in % |
---|
Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke | 113,3 | 135,0 | 19,2 % |
Alkoholische Getränke und Tabakwaren | 117,6 | 124,6 | 6,0 % |
Bekleidung und Schuhe | 105,9 | 111,7 | 5,5 % |
Wohnung, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe | 109,2 | 124,2 | 13,7 %
|
Freizeit, Unterhaltung und Kultur | 109,9 | 116,9 | 6,4 % |
Wie hoch ist der Verbraucherpreisindex 2022?
Die als Veränderung des VPI gemessene Inflationsrate in Deutschland stieg im Oktober 2022 auf satte 10,4 % an. Laut Dr. Georg Thiel, dem Präsidenten des Statistischen Bundesamtes, ist die hohe Inflation hauptsächlich auf die gestiegenen Energiepreise zurückzuführen. Aber auch viele andere Güter, vor allem Lebensmittel, werden immer teurer. So musstest du im Oktober 2022 ganze 20,3 % mehr für Nahrungsmittel bezahlen als im Vorjahr.Wie hoch wird der Verbraucherpreisindex 2023?
Was nächstes Jahr mit den Verbraucherpreisen passiert, kann heute natürlich noch niemand genau wissen. Laut Statista soll die Inflationsrate in Deutschland 2023 jedoch etwa 8,8 % betragen.Was ist der harmonisierte Verbraucherpreisindex?
Das Statistische Bundesamt ermittelt aber nicht nur Verbraucherpreisindizes für Deutschland und für die einzelnen Bundesländer, sondern auch einen sogenannten Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) für Deutschland. Dieser wird für den Vergleich auf EU-Ebene verwendet. So können Preisänderungen auch international verglichen und die Inflationsrate für den gesamten Euroraum ermittelt werden. Die Europäische Zentralbank (EZB) nutzt den HVPI, um die Preisstabilität innerhalb der Eurozone zu beurteilen. Die Preisstabilität ist das zentrale Ziel der EZB. Um diese zu gewährleisten, strebt sie mit ihrer Geldpolitik eine Inflation von mittelfristig 2 % an.