Altersarmut und die Gender-Pay-Gap – Wie hängt das zusammen?
Altersarmut kann viele treffen. Es sind jedoch vor allem Frauen, die im Rentenalter zu wenig Geld haben. Woran liegt das und gibt es Lösungen gegen Altersarmut? Hier erfährst du mehr!
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22,4 % der über 80-Jährigen in Deutschland sind von Altersarmut betroffen. Die Mehrheit davon sind Frauen. Ihr Anteil liegt nicht nur 9 % über dem der Männer, sie erhalten auch durchschnittlich 300 € weniger Rente im Monat. Woran liegt das? Die Gründe für Armut in Deutschland sind vielfältig. In diesem Artikel erfährst du, welche Rolle die Gender-Pay-Gap spielt, was Altersarmut eigentlich genau ist und was du selbst dagegen tun kannst.
Laut einer vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderten Studie stehen mehr als einem Fünftel der über 80-Jährigen maximal 1.167 € pro Monat zur Verfügung. Davon müssen sie ihre Miete, Nebenkosten, Lebensmittel, Medikamente, Pflegeleistungen und vieles mehr zahlen. Heißt: Das Geld reicht hinten und vorne nicht, vor allem in Anbetracht der aktuellen Inflation. Sie sind von Alters- bzw. Rentenarmut betroffen. Doch warum gelten 1.167 € als Armutsgrenze in Deutschland?Tipp: Du kannst den Einfluss der Inflation auf dein Erspartes ganz einfach mit unserem Inflationsrechner berechnen!Die Armutsgrenze lässt sich aus verschiedenen Referenzwerten ableiten, einer davon ist das Medianeinkommen. Der Median ist ein Mittelwert des Netto-Äquivalenzeinkommens. Das heißt, 50 % der Menschen haben ein Nettoeinkommen unterhalb dieses Mittelwerts und die anderen 50 % darüber. Wer 60 % weniger als das Medianeinkommen zur Verfügung hat, also 1.167 €, gilt als armutsgefährdet.
Natürlich ist die Situation in Wahrheit viel komplexer. Die oben genannte Berechnung ist rein statistisch und schließt nur monetäre Faktoren mit ein. Deshalb wird auch zwischen absoluter und relativer Armut unterschieden. Relative Armut ist also das, was sich statistisch berechnen lässt. Absolute Armut wird anhand der tatsächlichen Lebensumstände einzelner Personen bemessen. In die Berechnung fließen alle Faktoren wie Einkommen, Vermögen und Ausstattung mit ein. Im Gegensatz zur relativen ist die absolute Armutsgrenze also ein Indiz dafür, ob sich eine Person Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs leisten kann oder nicht. Wenn es um Armut in Deutschland geht, sprechen wir in der Regel von relativer Armut.
Ob absolut oder relativ: Ein Teil der hiesigen Bevölkerung ist von Altersarmut betroffen, und Frauen stellen die Mehrheit. Wieso betrifft Altersarmut Frauen mehr als Männer? Ein Grund ist die klassische Rollenverteilung in Familien. Wenn Frauen sich um die Kindererziehung kümmern und kein Geld verdienen, zahlen sie auch nicht in die Rentenkasse ein. Für ihre Care-Arbeit erhalten sie keine Vergütung und keine Rentenansprüche, obwohl sie einen so wichtigen Beitrag in der Gesellschaft leisten. Bei den jetzt über 80-Jährigen war dieses Familienmodell noch sehr viel gängiger als heute. Viele Frauen waren nie erwerbstätig, sie kümmerten sich ausschließlich um Haushalt und Familie. Es sind genau diese Frauen, die heute am stärksten von Altersarmut betroffen sind. Heutzutage sind viel mehr Frauen berufstätig. Das klassische Familienmodell wird zunehmend abgelöst, einige Paare teilen sich die Kindererziehung, bei anderen bleibt der Mann zuhause und manche gründen keine Familie. Dennoch werden auch die berufstätigen Frauen von heute später eher von Rentenarmut betroffen sein. Ein Grund dafür ist die Gender-Pay-Gap in Deutschland.
Die Gender-Pay-Gap beschreibt die Gehaltsunterschiede bei Mann und Frau, sie wird auch Lohnlücke oder Verdienstabstand zwischen den Geschlechtern genannt. Zwar ist die Gender-Pay-Gap von 22 % in 2000 auf aktuell 18 % gesunken. Dennoch liegt das durchschnittliche Bruttoeinkommen von Frauen ziemlich konstant unter dem der Männer. Sie verdienen im Schnitt 4,08 € brutto weniger pro Stunde. Aufs Jahresgehalt bezogen ist das ist eine beachtliche Zahl. Die bereinigte Gender-Pay-Gap ist nicht ganz so hoch. In 2019 verdienten Frauen in Deutschland demnach “nur” 6 % weniger als Männer. Doch was bedeutet das?
Ähnlich wie bei relativer und absoluter Armut gibt es auch beim Verdienstabstand unterschiedliche Herangehensweisen zur Berechnung. Die unbereinigte Gender-Pay-Gap beschreibt ausschließlich die Lohnlücke des durchschnittlichen Bruttostundenlohns aller berufstätigen Frauen und Männer. Bei der bereinigten Gender-Pay-Gap fließen weitere Faktoren wie Bildungsstand, Arbeitsumfang, Berufserfahrung und Position mit ein.Zum Beispiel übernehmen nach wie vor mehr Männer Führungsrollen in Unternehmen. Wer auf der Managementebene ist, bekommt auch ein höheres Gehalt. Frauen arbeiten zudem öfter in Teilzeit, was für sie ebenfalls weniger Einkommen bedeutet. Um Gehälter vergleichbarer zu machen, werden diese strukturellen Faktoren bei der bereinigten Lohnlücke berücksichtigt. Das zeigt aber auch, wie sehr etablierte Strukturen die Geschlechterungleichheit im Job begünstigen. Schauen wir uns zwei davon näher an.
Frauen gehen öfter Berufen nach, die in der Regel schlechter bezahlt sind. Das sind meist personenbezogene Dienstleistungsberufe wie Pflege, Sozialarbeit oder Erziehung. Natürlich arbeiten auch viele Frauen als Informatikerinnen, in der Beratung oder als Anwältinnen. Genauso wie es Männer zum Beispiel in die soziale Arbeit zieht. Insgesamt stellen Frauen bei den einkommensschwachen Berufen jedoch noch immer die Mehrheit, was ein Grund für die Gehaltsunterschiede von Mann und Frau ist.
Wie bereits erwähnt nehmen Frauen auch seltener Führungspositionen ein. Für dieses Phänomen hat das Deutsche Wissenschaftsinstitut für Forschung in Berlin einen Indikator entwickelt, die Gender-Leadership-Gap (GLG). Ob die Vorstände großer DAX-Konzerne oder Führungskräfte im Mittelstand, im öffentlichen Sektor und in der Politik: Überall ist der Anteil der Frauen in Führungspositionen gering. Für die Jahre 2001 bis 2014 lag die durchschnittliche GLG bei 17 %. Sie basiert auf der Differenz des Beschäftigungsanteils von Frauen (51 %) und dem Anteil weiblicher Führungskräfte (34 %) in den untersuchten Unternehmen.Aktuelle Daten für 2022 liegen nicht vor, doch es ist anzunehmen, dass der Anteil weiblicher Führungskräfte auch weiterhin nicht repräsentativ ist. Allerdings ist in den letzten Jahren schon viel passiert, um Lösungen gegen Altersarmut zu finden und Frauen im Bereich Finanzen zu stärken.
Ob Weltfrauentag als offizieller Feiertag in Berlin oder die gesetzliche Frauenquote: Das Thema Geschlechterungleichheit rückt immer mehr in den gesellschaftlichen Fokus. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Podcasts oder Artikel, die Rentenarmut und Gender-Pay-Gap thematisieren. Hier eine kleine Auswahl:
Auch wenn sich das klassische Rollenmodell immer mehr auflöst: Frauen werden aufgrund von Gehaltsunterschieden auch in Zukunft eher von Altersarmut in der Rente betroffen sein. Doch das ist kein Grund, den Kopf hängen zu lassen! Du kannst schon jetzt anfangen, deine Finanzen in die Hand zu nehmen. Inspiration geben dir diese acht spannenden Finanzexpertinnen wie Natascha Wegelin von Madame Moneypenny. Und mit deiner mobilen Bank hast du Zugriff auf innovative Tools, mit denen du dein Geld einfach verwalten und sparen kannst.
Erstelle bis zu 10 Spaces (Unterkonten) für deine finanziellen Ziele und lege jeden Monat Geld zurück, zum Beispiel für die Rente. Praktische Features wie die Aufrundungsregel und der N26 Einkommensverteiler helfen dir, ganz nebenbei zu sparen. Einmal aktiviert, musst du dich um nichts weiter kümmern, während deine Ersparnisse weiter wachsen. Auf unserem Blog findest du außerdem viele praktische Ratgeber, zum Beispiel, wie viel du für die Rente sparen solltest oder Tipps für Gehaltsverhandlungen. Übrigens widmen wir uns dem Thema Frauen und Finanzen in Zukunft noch intensiver. Bleib gespannt und lass uns die Welt Stück für Stück gerechter machen!
Was ist Altersarmut und wie hoch ist die Altersarmut in Deutschland?
Wie sich absolute und relative Armut unterscheiden
Warum sind mehr Frauen von Altersarmut betroffen?
Gender-Pay-Gap: Wenn sich Gehälter nach Geschlecht unterscheiden
Was ist die bereinigte und unbereinigte Gender-Pay-Gap?
Branchenabhängigkeit
Gender-Leadership-Gap
Spannende Quellen zu Altersarmut und Lohnlücke
- Warum verdienen Frauen weniger als Männer? Das erklärt Henrike von Platen in Folge #061 des “herMoney Podcast” von Anne Connelly.
- Im “Female Finance Podcast” spricht Janin Ullmann mit Ann-Katrin Schmitz über Gender-Pay-Gap, Vorsorge und wie viel Geld man braucht, um glücklich zu sein.
- Mehr zum Thema Gender-Leadership-Gap und wie sie sich überwinden lässt, liest du im Magazin von finance, baby!
- Wie sieht Armut in Deutschland eigentlich aus? Im Fernsehfilm “Auf der Straße” rutscht eine Frau (gespielt von Christiane Hörbiger) in die Altersarmut ab.
- Wo haben Frauen die besten Chancen? Das erfährst du in unserer breit angelegten Studie über die Chancengleichheit von Frauen weltweit.
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VON N26Love your bank
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