Unsicherheit führt zu Volatilität – das ist ein Grund, warum wir während Wahlkämpfen erhebliche Marktbewegungen beobachten können. AnlegerInnen wissen, dass weltpolitische Führungspersönlichkeiten Richtlinien festlegen, Vorschriften erlassen und parlamentarische Entscheidungen beeinflussen können. Konservative denken bei diesen Themen anders als Liberale oder Mitglieder von Arbeiterparteien, weshalb Wahlen die Spielregeln grundlegend verändern können.Ein anschauliches Beispiel ist die jüngste Wahl Donald Trumps in den Vereinigten Staaten. Er ist ein konservativer Befürworter von fossilen Energien und ein selbst ernannter “Krypto-Kandidat”. Der Aktienkurs von Gulf Keystone (LON: GKP) stieg innerhalb von fünf Tagen nach Trumps Wahl um 6,73 %. Bitcoin (BTC) übersprang fast über Nacht die 90.000-Dollar-Marke. Reagierte der Aktien- und Kryptomarkt damit auf das Wahlergebnis? Oder anders gesagt: Schlug die Wahl Wellen an der Börse?Investieren leicht gemacht
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Die Theorie des Präsidentschaftswahlzyklus
FondsmanagerInnen suchen ständig nach neuen Wegen, um Marktbewegungen vorherzusagen. 1967 entwickelte der renommierte Forscher Yale Hirsch die Präsidentschaftswahlzyklustheorie (Presidential Election Cycle Theory, PECT), um die Auswirkungen von Präsidentschaftswahlen auf die Aktienmärkte zu analysieren. Die Theorie lässt sich auf jedes Land mit einem gewählten Regierungschef und einer Amtszeitbegrenzung anwenden.Laut Hirsch konzentrieren sich Präsidenten in den ersten beiden Jahren auf ihre bevorzugte Politik und die Realisierung ihrer Wahlversprechen. Mit Blick auf die nächste Wahl verlagern sie ihren Fokus dann auf die Stärkung der Wirtschaft, damit sie oder ihre Partei an der Macht bleiben. Die Daten zur Theorie legen nahe, dass die höchsten Renditen typischerweise im dritten Amtsjahr erzielt werden, dicht gefolgt vom vierten Jahr.Die PECT ist eine fundierte Theorie, berücksichtigt jedoch nicht die vielen weiteren Faktoren, die die Marktentwicklung beeinflussen. Ein Präsident und andere politische Entscheider können zwar Veränderungen anstoßen, sie agieren aber nicht in einem Vakuum. Weitere Faktoren, die es zu berücksichtigen gilt, sind Zinssätze, Inflation, globale Konflikte, Naturkatastrophen und technologische Entwicklungen.Wie beeinflussen Zinssätze den Aktienmarkt?
Die Europäische Zentralbank legt den EZB-Leitzins fest, den Geschäftsbanken bei der Kreditaufnahme oder der Kreditvergabe an andere Banken zugrunde legen. In den USA bezeichnet die Zentralbank Federal Reserve diesen Interbankensatz als “Federal Funds Rate”. Eine Erhöhung der Zinssätze zielt darauf ab, Ausgaben zu reduzieren und die Inflation zu dämpfen – beides sind Faktoren, die den Aktienmarkt beeinflussen können.Eine Erhöhung oder Senkung des EZB-Leitzinses oder des US-Leitzinses um 0,25 Prozentpunkte hat keinen signifikanten Einfluss auf die tagesaktuellen Aktienkurse, kann aber Trends mit langfristigen Auswirkungen in Gang setzen. Die EZB senkte die Zinsen im Oktober 2024 um einen Viertelprozentpunkt, dennoch notierten Technologie- und Gesundheitsaktien im STOXX 600 weiterhin im Minus (Stand 11/24).Private InvestorInnen und TraderInnen reagieren schnell, wenn sich die wirtschaftlichen Bedingungen verändern. Institutionelle AnlegerInnen, die hohe Geldsummen verwalten, agieren zurückhaltender, und ihre Aktionen haben einen größeren Einfluss auf den Aktienmarkt. Das führt zu einer Verzögerung zwischen einer Zinsentscheidung und einer deutlichen Marktbewegung. Ein ähnliches Muster zeigt die Börsenhistorie in Wahljahren.Wann steigen die Zinsen wieder?
Den KandidatInnen bei den US-Wahlen 2024 wurde die Frage gestellt: “Wann werden die Zinsen sinken?”. Professionelle AnlegerInnen möchten aber wissen, wann die Zinsen wieder steigen. Sie sehen den Aktienmarkt am Tag nach der Wahl nicht als Gelegenheit zum Kauf oder zum Verkauf ihrer Assets. Eine Anpassung des Portfolios erfordert weitere Informationen, einschließlich der nächsten prognostizierten Erhöhung oder Senkung der Zinsen.
Die Auswirkungen globaler Konflikte auf AnlegerInnen
Der Krieg in der Ukraine und der Konflikt im Nahen Osten haben die Aktienmärkte in der EU und in den Vereinigten Staaten beeinflusst. Der Widerstand gegen diese Konflikte hat die politischen Botschaften während der jüngsten Wahlkämpfe geprägt. Die Ungewissheit über die Dauer und das Ausmaß dieser Situationen verursacht Volatilität bei fossilen Brennstoffen, Agrar-Aktien und Staatsanleihen.Die Auswirkungen von Konflikten auf den Aktienmarkt spiegeln sich in der Kursentwicklung wider. Die Ukraine wird als “Kornkammer” Osteuropas bezeichnet. Der Teucrium Wheat Fund (WEAT) verlor in den letzten zwölf Monaten 13,11 %. Im Nahen Osten verzeichnete die Saudi Arabian Oil Company (TADAWUL) im Jahr 2024 einen Kursrückgang um 16,34 % seit Jahresbeginn. Diese Verluste sind unmittelbare Folgen der globalen Konflikte.Natürlich gibt es auch eine Kehrseite. Nach dem dritten Newtonschen Gesetz bewirkt jede Aktion eine gleich große Gegenreaktion. Während ukrainischer Weizen und saudisches Öl Verluste hinnehmen mussten, verzeichnete eine Rüstungsaktie wie Lockheed Martin Corp (LMT) einen Zuwachs von 17,28 % – das entspricht grob den Verlusten in anderen Sektoren.
Naturkatastrophen und grüne Anlageportfolios
Politische Ereignisse lassen sich nicht ohne den Klimawandel diskutieren. Weltweit verschlechtern sich die Wetterbedingungen, die Polkappen schmelzen und das Pariser Abkommen fordert klimaneutrale Lösungen. Lobbygruppen der Öl- und Automobilindustrie leisten Widerstand. Der Klimawandel war im Wahljahr 2024 ein zentrales Thema.Grüne Anlageportfolios mit einem Schwerpunkt auf erneuerbare Energien und CO₂-neutrale Unternehmen sollten in diesem politischen Umfeld gut laufen. Doch das ist nicht der Fall. Der gewählte US-Präsident Trump kündigte an, den Inflation Reduction Act von 2022, der regenerative Energien subventioniert, wieder abzuschaffen. In der EU florieren zwar die Solarinitiativen, die Aktienkurse von Solarunternehmen profitieren davon aber nicht.Hohe Kosten und unzureichende Infrastruktur bremsen grüne Energieprojekte. Globale Führungspersönlichkeiten können mit zusätzlichen Subventionen und Handelsabkommen für niedrigere Materialkosten einen Unterschied machen. WählerInnen sollten das bei den Wahlen im Hinterkopf behalten und ihre gewählten Vertreter zur Verantwortung ziehen, wenn es um die Zukunft des Planeten geht.
Fazit
Unsicherheit führt zu Volatilität an den Aktienmärkten. Historische Renditen aus Wahljahren in Zeiten globaler Konflikte und bei Änderungen der Zinssätze durch Zentralbanken belegen das. AnlegerInnen können sich darauf vorbereiten, indem sie ihre Portfolios neu ausrichten oder diversifizieren. Zu verstehen, warum der Markt gerade in Aufruhr ist, kann dir helfen, bessere Anlageentscheidungen zu treffen.Dieser Blogbeitrag dient nicht als Anlageberatung. Wir stellen dir lediglich einige Ereignisse und Handlungen vor, die einen Einfluss auf die Aktivität an den Börsen haben können. Politische Ereignisse und Zinssätze gehören dazu. Wir empfehlen dir, diese Themen weiter zu recherchieren und bei Bedarf mit einem Finanzexperten zu sprechen, wenn du Hilfe bei der Neuausrichtung deines Portfolios benötigst.