Bullwhip-Effekt: Das steckt hinter dem Peitscheneffekt

Der Begriff Bullwhip-Effekt lässt dich an Westernfilme denken? Was tatsächlich dahinter steckt, erfährst du in diesem Leitfaden.
Lesezeit: 3 Min.
Wenn du dich mit Supply-Chain-Management auskennst, hast du vielleicht schon einmal vom sogenannten Bullwhip-Effekt gehört. Doch was genau ist dieses Phänomen, wodurch entsteht es und wie hängt es mit Inflation zusammen? All das und mehr erfährst du, wenn du weiterliest.

Was ist der Bullwhip-Effekt? 

Der Bullwhip-Effekt (auch Peitscheneffekt genannt) bezeichnet die Auswirkungen von Nachfrageschwankungen entlang einer mehrstufigen Lieferkette, die häufig durch einen mangelnden Informationsaustausch zwischen den einzelnen Ebenen verursacht werden. Eine erhöhte Nachfrage der EndkundInnen wird falsch gedeutet oder zeitverzögert weitergeleitet, sodass eine Art Dominoeffekt entsteht und jeder Akteur der Supply Chain mehr bestellt bzw. produziert, als eigentlich benötigt wird. Wie bei einem Peitschenhieb werden die Auswirkungen immer stärker, je weiter man sich vom Anfangspunkt entfernt – also von den EndkundInnen in Richtung HerstellerInnen. Am Ende übersteigen die Bestellmengen den eigentlichen Bedarf und es entstehen große Lagerbestände. Das Resultat? Die zu viel bestellten Mengen müssen zu stark reduzierten Preisen verschleudert werden, um hohe Lagerkosten zu vermeiden.

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Bullwhip-Effekt Beispiel

Ein Hersteller für Speiseeis bringt im Frühling eine neue Eissorte auf den Markt: Eis am Stiel mit Schoko-Erdbeer-Geschmack. Das Eis kommt besonders gut bei den VerbraucherInnen an und im Sommer ist die Nachfrage bereits von 1,5 Mio. auf 2,1 Mio. gestiegen. In einigen Supermärkten ist das beliebte Eis sogar ausverkauft. Bei seiner nächsten Bestellung vom Großhändler bestellt der Einzelhändler also lieber gleich 2,6 Mio. Stück. Um Lieferengpässe zu vermeiden, bestellt auch der Großhändler mehr beim Hersteller, sagen wir 3 Mio. Stück.Mittlerweile wird es aber immer herbstlicher und die Nachfrage nach Eis sinkt. Jetzt wird deutlich, dass in den Zwischenstufen der Supply Chain zu großzügig bestellt wurde und die georderten Mengen den tatsächlichen Bedarf übersteigen. Die Folgen? Das Eis nimmt wertvolle Verkaufs- bzw. Lagerfläche ein. Um die überschüssigen Bestände also möglichst schnell wieder loszuwerden, wird es jetzt zu Spottpreisen verschleudert.

Bullwhip-Effekt und Inflation 

Du siehst also: Schon kleine Nachfrageänderungen bei den EndkundInnen können große Auswirkungen auf die Bestellmengen entlang der gesamten Supply Chain haben. Und je mehr Zwischenstufen eine Lieferkette hat, desto stärker schaukelt sich der Peitscheneffekt auf. Aber was hat der Bullwhip-Effekt jetzt mit der Inflation zu tun? Im Grunde ist es ganz einfach: Wenn die Nachfrage höher ist als das Angebot, dann sinkt die Kaufkraft und die Preise steigen. Doch wenn die Nachfrage aufgrund des Peitscheneffekts geringer ist als das Angebot, dann steigt die Kaufkraft, die Preise sinken und es kommt zu einem InflationsabbauTipp: Du kannst den Einfluss der Inflation auf dein Erspartes ganz einfach mit unserem Inflationsrechner berechnen!

Bullwhip-Effekt Ursachen

Meistens entsteht der Bullwhip-Effekt aus folgenden Gründen:
  • Mangelnde Kommunikation: Der Informationsaustausch entlang der Supply Chain erfolgt meistens mit einer Verzögerung. So wird manchmal auf der nächsten Ebene der Lieferkette mehr bestellt, obwohl der Anstieg der Nachfrage schon wieder vorbei ist.
  • Falsches Bestellverhalten/Auftragsbündelung: Oft werden bereits neue Bestellungen aufgegeben, bevor die vorherigen geliefert wurden. Um Versandkosten zu sparen, werden Bestellungen auch gerne gebündelt. Das kann allerdings schnell zu Überbeständen oder Lieferengpässen führen.
  • Angst vor Lieferengpässen: Um flexibel auf eine erhöhte Nachfrage reagieren zu können, werden häufig Sicherheitsbestände gebildet. Das heißt, jeder Akteur der Lieferkette bestellt bzw. produziert mehr als wirklich benötigt wird.
  • Preisschwankungen: Auch Preisschwankungen zwischen den einzelnen Ebenen der Supply Chain können die Bestellmenge beeinflussen. Allerdings sind sie schwer zu vermeiden, denn oft entstehen sie zum Beispiel durch Mengenrabatte unter den einzelnen Lieferanten.

Wie kann man den Bullwhip-Effekt vermeiden?

Das A und O? Kommunikation. Um Informationen effektiv weiterzugeben, muss stufenübergreifend kommuniziert werden. Das heißt, Dinge wie Absatzzahlen, notwendige Bestellgrößen usw. sollten nicht nur an die nächste Stufe der Lieferkette, sondern auch an den Hersteller weitergeleitet werden. Und auch falsches Bestellverhalten kann durch effektive Kommunikation sowie gleichmäßige Bestellverteilung und Sendungskonsolidierungen vermieden werden. Außerdem sollten Werbeaktionen und Rabatte möglichst frühzeitig angekündigt werden, damit sich alle Ebenen der Lieferkette auf eine bevorstehende Preisänderung einstellen können.

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VON N26Love your bank

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