Hyperinflation: Das steckt hinter dem Begriff

Angesichts steigender Preise hören wir ein Wort immer öfter: Hyperinflation. Was verbirgt sich hinter dem Begriff? Und besteht aktuell die Gefahr einer Hyperinflation in Deutschland? Erfahre mehr!
Lesezeit: 8 Min.
Jeder Gang in den Supermarkt verrät: Sie ist zurück, die Inflation. Jahrelang waren die Preise stabil, nun steigen sie immer weiter. Wer Geld sparen muss, leidet darunter besonders. Wenn du dich zum aktuellen Geschehen in den Nachrichten informierst, bist du vielleicht auch schon über den Begriff Hyperinflation gestolpert. Hyper, das klingt nach hyperaktiv oder hyperventilieren – also nicht gerade angenehm. Doch was ist eine Hyperinflation genau und welche Auswirkungen hat sie auf Wirtschaft und Gesellschaft? Und noch wichtiger: Droht uns eine Hyperinflation wie im Deutschland vor knapp 100 Jahren? In diesem Artikel erfährst du, was hinter dem Begriff Hyperinflation steckt, inwiefern sich die Situation in 1923 von heute unterscheidet und was du tun kannst, um Geld zu sparen. Also bitte nicht hyperventilieren, einmal tief durchatmen und weiterlesen!

Was ist eine Hyperinflation? 

Steigende Preise sind ein typisches Signal für Geldentwertung – und die könnte im Extremfall zur Hyperinflation werden. Bei dieser Form der Inflation steigen die Preise aufgrund des Wertverlustes in rasendem Tempo, wie etwa bei der Hyperinflation 1923. Damals verlor die Währung derart schnell an Wert, dass ein Laib Brot 5,6 Milliarden Mark kostete – nach “nur” 14 Millionen Mark vier Wochen zuvor. Dagobert Ducks Geldspeicher wäre also ruckzuck leer gewesen – und sein Magen nicht lange voll! Zum Vergleich: Im April 2022 lag der Preis für Brot und Brötchen in Deutschland 12,5 % höher als im Januar 2020. Statt 3 € für ein frisches Bauernbrot mit leckerer Kruste zahlen wir aktuell also rund 3,38 €. Der Preisanstieg ist da, entwickelt sich aber eher langsam. Es gibt keine anerkannte Hyperinflation-Definition, als gängiger Richtwert gilt jedoch eine monatliche Inflationsrate von 50 % oder mehr. Genauso schnell wie die Hyperinflation entsteht, endet sie meist auch wieder. Auf einem Graphen würde die Linie also nach einem kurzen Anstieg plötzlich in die Höhe schießen und dann wieder drastisch fallen – wie bei einem Fieberschub. Doch wie kommt es überhaupt zu einer derart schnellen und unkontrollierten Geldentwertung?

Die Gründe für eine Hyperinflation

Einer Hyperinflation geht in der Regel eine Inflation voraus. Eine erhöhte Nachfrage, zum Beispiel aufgrund von Verknappung, kann die Preise in die Höhe treiben. Die Wirtschaft unterliegt naturgemäß Schwankungen, Preisänderungen sind also durchaus normal. Kommen jedoch externe Faktoren wie Krisen, Krieg oder gesellschaftliche Umbrüche ins Spiel, kann sich das Gleichgewicht extrem verschieben. Der Markt wird im wahrsten Sinne des Wortes durch äußere Umstände erschüttert, die Wirtschaftsleistung sinkt und die Arbeitslosigkeit steigt. Tatsächlich ist aber der Staat der entscheidende Faktor, denn er kann unendlich viel Geld drucken und damit eine Inflation erwirken. Warum tut er das?

Wenn der Staat in die Schuldenfalle tappt

Je mehr Geld in Umlauf kommt, desto mehr verliert es auch an Wert. Staaten drucken mehr Geld, wenn sie zum Beispiel hoch verschuldet sind. Die Idee dahinter: Genau wie du einen Kredit aufnehmen kannst, um zum Beispiel eine Weiterbildung zu finanzieren, können Staaten sogenannte Staatsanleihen aufnehmen, zum Beispiel bei der Zentralbank oder einem anderen Staat. Das tun sie, wenn sie beispielsweise aufgrund einer verminderten Wirtschaftsleistung nicht genug Steuern einnehmen, um ihre Ausgaben zu decken. Und wenn hochverschuldete Staaten diese Anleihen nicht bedienen können? Dann kommt ihnen die Inflation zugute, denn Staatsanleihen sind nicht indexierte nominale Anleihen. Das bedeutet, dass Staatsanleihen ihren nominalen Wert bei einer Inflation nicht verlieren. Bei einer Inflation steigen die realen Preise, es kommt mehr Geld in Umlauf, doch der nominale Wert der Anleihen bleibt davon unberührt. So kann der Staat seine Kredite leichter zurückzahlen.Zum Problem wird diese Art der Geldpolitik jedoch, wenn sich der Staat immer mehr Geld leihen muss. Denn genau wie Menschen mit Geldsorgen können auch Staaten in die Schuldenfalle tappen und ihre Kreditwürdigkeit verlieren. Die Gläubiger – also andere Staaten oder Banken – erhöhen bei einer Inflation die nominalen Zinsen und reduzieren die Laufzeiten der Anleihen, um sich abzusichern. Der bereits verschuldete Staat muss plötzlich schneller mehr Geld zurückzahlen. Also nimmt er neue Kredite auf, druckt mehr Geld – und das Unheil nimmt seinen Lauf… So wie in der damaligen Weimarer Republik. Doch wann war die Hyperinflation in Deutschland genau, welche Gründe hatte sie und gibt es noch weitere Beispiele?

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Die Hyperinflation 1923 und danach

Die Hyperinflation ist ein Extremereignis, doch in der Geschichte gab es sie schon mehr als 50 mal. Und zwar von Deutschland bis Simbabwe. Hier ein paar Beispiele:

Weimarer Republik: 1922 - 1923 

Wie entstand die Hyperinflation 1923? Die damalige Weimarer Republik war hoch verschuldet, vor allem wegen der enormen Reparationszahlungen nach dem Ersten Weltkrieg. Der Staat versuchte die Schulden zu mindern, indem er mehr Geld in Umlauf brachte. Die Inflation war also gewollt, lief jedoch völlig aus dem Ruder. Die Notenbank druckte unkontrolliert immer mehr Geld, um das Staatsdefizit auszugleichen und sogar Löhne zu bezahlen. Derweil erhöhten Banken ihre Zinsen auf über 50 %, Kredite wurden also immer teurer und schwerer zu bedienen. Die Währung verlor so stark an Wert, dass auf dem Höhepunkt die monatliche Inflationsrate bei 29.500 % lag. Kein Wunder, dass die Preise für Brot und Co. in die Milliarden gingen – mit schlimmen Folgen für die Bevölkerung, denn sie verloren ihr gesamtes Vermögen. Erst eine Währungsreform und der sofortige Stopp der Notenpresse half, die Hyperinflation in Deutschland einzudämmen.

Ungarn: 1945 - 1946  

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte Ungarn eine Hyperinflation. Die Wirtschaft lag brach, Lebensmittel waren knapp, Infrastruktur und Landwirtschaft größtenteils zerstört. Die Preise stiegen und die Notenbank fing an, mehr Geld zu drucken. Die Situation eskalierte im Juni 1946. Die Preise vervielfachten sich quasi im Stundentakt, die monatliche Inflationsrate von 41,9 Billiarden % ging als die höchste der Geschichte ein. Auch hier führte erst eine Währungsreform zum Stopp der extremen Geldentwertung. 

Peru: 1990

In den 1960er und 1970er Jahren schien die Hyperinflation ein Ding der Vergangenheit. Mitte bis Ende der 1980er tauchte sie jedoch wieder auf, und zwar nicht nur in Europa, sondern auch auf dem lateinamerikanischen Kontinent. Während die monatliche Inflationsrate 1989 in Brasilien bei “nur” 84 % lag, verzeichnete Peru 1990 eine Preissteigerung von 397 % pro Monat. Grund hierfür war ebenfalls eine lang anhaltende Wirtschaftskrise sowie ein Importstopp vieler Güter, um die eigene Wirtschaft anzukurbeln.

Simbabwe: 2007-2008

Ein recht aktuelles Beispiel ist die Hyperinflation in Simbabwe. Die höchste monatliche Inflationsrate von 79,6 Milliarden % nimmt den zweiten Platz hinter der ungarischen ein. Die Wirtschaft des Landes schrumpfte seit den 1990er Jahren und kam 2008 fast zum Erliegen. Grund hierfür waren unter anderem fehlende Investitionen, Importbeschränkungen und Ressourcenknappheit, insbesondere von Energie. Die eigene Währung kollabierte schließlich und wurde durch den US-Dollar ersetzt. Wirklich erholt hat sich die Wirtschaft bisher jedoch nicht.

Hyperinflation in Deutschland? Die aktuelle Lage 

Inflation war in Deutschland lange kein Thema. 1992 lag die Inflationsrate bei 5 %, zwischenzeitlich sank sie auf 0,3 % und stieg 2021 wieder auf 3,1 % – den höchsten Wert seit 1992. Von einer Hyperinflation in 2021 kann jedoch nicht die Rede sein und auch im Mai 2022 sind wir davon weit entfernt. Die Preise für Lebensmittel, Gas und Benzin steigen aktuell zwar stark. In Deutschland lag die Inflationsrate im März und April 2022 bei über 7 %. Die aktuelle Geldentwertung ist im Vergleich zur Hyperinflation jedoch sehr moderat. Vergleichbar mit historischen Ereignissen ist, dass wir aktuell einige globale Krisen erleben, die die Wirtschaft hierzulande beeinflussen. Auch die Staatsverschuldung Deutschlands nimmt zu. Allerdings liegen die Gründe der aktuellen Inflation vor allem in den gestiegenen Energiepreisen, im Rohstoffmangel und in der erhöhten Nachfrage. Die Lebensmittelpreise werden vermutlich sogar noch steigen, denn noch wälzen die Konzerne die gestiegenen Produktionskosten der Hersteller nicht vollständig auf die VerbraucherInnen ab.Der große Unterschied zu 1922/1923 ist, dass die aktuelle Inflation nicht an einer ungezügelten Geldpolitik des Staates liegt. Tatsächlich denkt die Europäische Zentralbank sogar darüber nach, den Leitzins zu erhöhen, um der Geldentwertung entgegen zu wirken und KonsumentInnen zu entlasten. Was die Zukunft bringt, weiß natürlich niemand. Doch eine Hyperinflation wie in 1923 schließen viele aus. Dass die aktuelle Inflation Auswirkungen hat, steht natürlich außer Frage – vor allem, wenn du knapp bei Kasse bist. Zum Glück gibt es ein paar Tipps, wie du noch mehr sparen kannst.

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