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Smurfing: Lass dich nicht zum Money Mule machen!

Wenn Kriminelle Geld waschen wollen, nutzen sie dafür gerne einen Money Mule. Hier erfährst du, wie das sogenannte Smurfing mit Geldeseln funktioniert und wie du dich davor schützen kannst.

Lesezeit: 8 Min.

Du bist knapp bei Kasse, hast neben der Uni und anderen Verpflichtungen aber kaum Zeit? Dann kommt dir dieses Jobangebot auf Facebook wahrscheinlich gerade recht: Du kannst bequem von zuhause arbeiten, brauchst keinerlei Qualifikationen und kannst mit wenig Aufwand viel Geld verdienen!

Klingt zu gut, um wahr zu sein? Genau das ist es wahrscheinlich auch. Wenn in der Jobbeschreibung auch noch Schlagwörter wie “Finanzagent”, “100 % legal” und “Geld überweisen” auftauchen, kannst du dir sicher sein, dass es in Wahrheit um Smurfing geht und die Kriminellen einen Money Mule für Geldwäscheaktivitäten suchen. Was genau sich hinter diesen Begriffen verbirgt und wie du dich vor der Betrugsmasche schützen kannst, erfährst du hier!

Die drei Phasen der Geldwäsche kurz erklärt

Bevor wir uns ansehen, was Smurfing und Money Muling genau bedeuten, werfen wir einen Blick auf das Thema Geldwäsche. Wenn Betrüger durch kriminelle Aktionen viel Geld erwirtschaftet haben, müssen sie es waschen, also in den legalen Geldkreislauf einführen. Das Geld stammt zum Beispiel aus dem illegalen Drogen-, Waffen- oder Menschenhandel, aber auch aus Steuerhinterziehung, Cyberangriffen und Online-Betrug. Schätzungen zufolge werden in Deutschland jedes Jahr mehr als 300 Mrd. € illegal erwirtschaftet. Dem Staat gehen dabei viele Einnahmen aus Steuern verloren, und ein großer Teil gelangt trotz der Maßnahmen des Geldwäschegesetzes ins reguläre Finanzsystem.

Um illegal erworbenes Geld in den legalen Geldkreislauf einzuspeisen, nutzen Kriminelle drei Möglichkeiten, die als Phasen bezeichnet werden: 

  1. Platzierungsphase: Beim Placement, Phase 1 der Geldwäsche, versuchen Betrüger, inkriminiertes Bargeld zu sogenanntem Buchgeld zu machen. Wenn sie ein Geschäft betreiben – zum Beispiel ein Restaurant, ein Casino oder einen Späti – füllen sie die Kassen einfach immer wieder mit etwas Bargeld und verbuchen es als regulären Umsatz. Wie das genau funktioniert, erfährst du in diesem Erklärvideo vom Finanzministerium.
  2. Verschleierungsphase: Beim Layering, Phase 2 der Geldwäsche, versuchen die Kriminellen die Herkunft des Geldes zu vertuschen, indem sie das Geld auf verschiedene Konten in andere Länder und / oder an Scheinfirmen überweisen. Je mehr Umwege das Geld nimmt, desto schwerer lässt sich sein Ursprung ermitteln. 
  3. Integrationsphase: Bei der dritten Phase, Integration / Recycling genannt,wird das illegale Geld durch Investitionen gewaschen, bei denen traditionell oft Bargeld zum Einsatz kommt. Die Betrüger kaufen zum Beispiel Immobilien oder Autos, die sie später wieder verkaufen – und gelangen so an legales Geld. 

Smurfing fällt unter Phase 1 der Geldwäsche. Doch was ist Smurfing genau und wie gehen die Betrüger dabei vor?

Smurfing: Geldwäsche mit Money Mules

Smurfing klingt eigentlich ganz niedlich, oder? Tatsächlich leitet sich der Begriff von Smurf, dem englischen Wort für Schlumpf, ab. Die Schlümpfe sind nicht nur blau und süß, sondern auch sehr klein. Wer nicht genau hinsieht, bemerkt sie meist gar nicht. Genau das ist das Prinzip bei dieser Art von Geldwäsche.

Beim Smurfing stückeln die Kriminellen das Geld in viele kleine Häppchen und setzen Money Mules, also Geldesel, ein, die das Geld auf andere Konten überweisen. Unauffällig wie ein Schlumpf hilft der Money Mule also (oft nichtsahnend) dabei, illegale Gelder ins reguläre Finanzsystem einzuschleusen. Doch wie bringen die Täter andere Menschen bei dieser Betrugsmasche dazu, Geld zu überweisen?

Die Rolle des Finanzagenten: Wie Betrüger Geldesel auf Social Media rekrutieren

Kriminelle wollen von Natur aus unentdeckt bleiben. Deshalb können sie Konten, die sie zur Smurfing-Geldwäsche nutzen möchten, nicht im eigenen Namen eröffnen. Also suchen sie auf Facebook und Instagram mit dubiosen Jobanzeigen nach einem “Finanzagenten” – dem Money Mule. Im Gegensatz zu den Betrügern handelt es sich bei Money Mules um ganz normale, meist junge Menschen, die nicht viel Geld haben und nach einem Nebenverdienst suchen. Alles, was sie für das verlockende, scheinbar echte Jobangebot als “Finanzagent” benötigen, ist ein eigenes Bankkonto. Wenn sie keines haben, eröffnen sie einfach ein neues. Dann erhalten sie eine Zahlung ihres “Arbeitgebers” und müssen den Betrag im Anschluss nur an ein anderes Konto überweisen – abzüglich einer kleinen Provision, die sie für ihren Aufwand als “Entlohnung” erhalten. Manchmal übernehmen die Kriminellen die Überweisungen auch selbst. Sie lassen sich die Zugangsdaten fürs Online Banking aushändigen und erhalten damit Zugriff auf die privaten Konten.   

Money Mules spielen also eine wichtige Rolle beim Smurfing: Genau wie ein Packesel, der für den Menschen Gepäck von A nach B schleppen muss, wird der Geldesel zum Transport illegaler Gelder benutzt – und macht sich damit leider auch zum Komplizen. Denn im Gegensatz zu Phishing oder anderen Online-Scams willigen die Menschen bei dieser Betrugsmasche ein, Geld zu überweisen. Auch wenn sie die illegale Herkunft des Geldes nicht kennen, profitieren sie aufgrund der Provisionszahlungen als “Finanzagenten” vom Geschäft der Betrüger. Welche rechtlichen Konsequenzen das haben kann, erfährst du weiter unten. Doch wie wirst du erst gar nicht zum Money Mule?

So erkennst du Money Muling und Smurfing im Netz

Online-Betrüger sind besonders gut darin, Menschen zu manipulieren und auszunutzen. Eine der vielen Betrugsarten ist Job Scamming, bei dem Betrüger mithilfe gefälschter Jobanzeigen auf Social Media die Daten ihrer Opfer stehlen. Auf der Suche nach einem Money Mule gehen die Kriminellen jedoch einen anderen Weg: Sie nutzen die Geldsorgen ihrer Opfer aus, um sie zu ihren KomplizInnen zu machen. Zum Glück gibt es eine Reihe von Tipps, wie du dubiose Jobanzeigen in den sozialen Medien erkennen kannst:

  • Jobtitel: Schlüsselwörter wie “Finanzagent” oder “Mystery Shopper” sind ein guter Hinweis darauf, dass es in Wahrheit um Money Muling geht.
  • Jobbeschreibung: Was genau du machen wirst, ist, wenn überhaupt, nur schwammig formuliert. Mehr als “Geld überweisen” oder “Einkäufe tätigen” ist in der Beschreibung nicht enthalten.
  • Anforderungen: In der Regel ist die einzige Anforderung ein Bankkonto. Immer öfter erfolgen die Transfers auch mithilfe von anderen Zahlungsdienstleistern oder über Kryptowährungen. Generell gilt: Wenn du für den Job keinerlei Kenntnisse benötigst, von zuhause arbeiten kannst und nur wenige Minuten pro Tag brauchst, handelt es sich um ein unseriöses Angebot. 
  • Bezahlung: Die Anzeige verspricht schnell viel Geld, das du als Provisionszahlung für Überweisungen direkt einbehalten kannst? Finger weg!
  • Kontaktdaten: In der Regel kannst du den potenziellen “Arbeitgeber” nur per WhatsApp, Telegram oder Direktnachricht auf Instagram erreichen. Kein seriöses Unternehmen würde so etwas tun!
  • Medium: Die meisten Jobanzeigen für “Finanzagenten” werden auf Facebook, Instagram und anderen sozialen Medien gepostet. Meist handelt es sich um Fake Accounts, die keine Rückschlüsse auf die wahre Identität zulassen.

Weitere Zeichen sind: 

  • Rechtschreibfehler: Oft stammen die Kriminellen nicht von hier, viele der Anzeigen werden mit Übersetzungssoftware erstellt. Deshalb enthalten sie oft Rechtschreib- und Grammatikfehler, ungewöhnliche Formulierungen oder fehlende Umlaute.  
  • Kurze, knappe Sätze: Um einen gewissen Druck zu erzeugen und schnell Aufmerksamkeit zu erlangen, bestehen die Anzeigen aus kurzen, leicht verständlichen Sätzen.
  • Positive oder emotionale Aussagen: Die Täter nutzen Argumente wie “100 % legal” und “geringes Risiko”, um dir die Angst zu nehmen. Außerdem locken sie mit großen Versprechen wie “noch am selben Tag Geld erhalten”. Alternativ appellieren die Täter an deine Hilfsbereitschaft und locken als Dankeschön mit einem Geldbonus.
  • Motivierende Bilder: Die Jobanzeigen werden gerne mit Fotos von dicken Geldbündeln und ähnlichen Symbolen für Wohlstand hinterlegt.

Money Muling über andere Wege

Money Mules werden oft in sozialen Netzwerken gesucht, da dort vor allem junge Menschen unterwegs sind. Meist handelt es sich nicht mal um klassische Jobanzeigen, sondern einfache Kommentare unter Posts, zum Beispiel: “Du hast ein N26 Konto und willst schnell 1.000 € verdienen? Schreib mir einfach eine DM und erfahre mehr!”.

Professionelle Betrüger schalten jedoch auch Anzeigen in den sozialen Medien und auf Websites, oder sie schreiben dir per E-Mail. Manchmal geben sie sich auch als seriöses Unternehmen aus und nutzen Logos, Schriften oder Farben bekannter Firmen, um glaubwürdiger zu erscheinen.

Wie auch immer die Betrüger dich erreichen: Sei vorsichtig und überprüfe die Jobangebote mithilfe der oben genannten Tipps. Eröffne niemals ein Bankkonto im Auftrag anderer, vor allem dir unbekannter Personen. Teile niemals deine sensiblen Bankdaten wie deine PIN oder deine Zugangsdaten für Online-Banking und erkläre dich nicht dazu bereit, Geld im Namen anderer zu überweisen. Es geht nicht nur darum, dein Bankkonto zu schützen, sondern auch dich selbst und deine Liebsten. Geldwäsche ist ein schweres Finanzdelikt, mit dem du nicht in Verbindung gebracht werden willst…

Warum Finanzagenten eine Strafe droht

Das Gefährliche an Money Muling ist, dass die Geldesel aus rechtlicher Sicht nicht als Opfer gelten. Auch wenn sie glauben, als “Finanzagent” zu arbeiten, und die kriminelle Herkunft des Geldes oft nicht kennen, machen sie sich in Deutschland gemäß § 261 Strafgesetzbuch (StGB) wegen Beihilfe strafbar. Banken und andere Organisationen unternehmen viel, um Verdachtsfälle auf Geldwäsche zu erkennen und aufzuklären. Mithilfe moderner Software werden Unregelmäßigkeiten erkannt und gemeldet. Werden verdächtige Aktivitäten bei dir bemerkt, wird zunächst dein Konto gesperrt, du kommst also nicht mehr an dein Geld. Der Fall wird polizeilich erfasst und vor Gericht gebracht. In Deutschland drohen Finanzagenten laut § 261 Absatz 5 bis zu zwei Jahre Haft und / oder hohe Geldstrafen. Auch zivilrechtliche Schadensansprüche können geltend gemacht werden, das “verdiente” Geld musst du ebenfalls zurückzahlen. Lebst du mit deiner besseren Hälfte zusammen, kann auch er oder sie angeklagt werden. 

Außerdem wird die Straftat in deiner Akte vermerkt. Das macht dir dein weiteres Leben schwer, zum Beispiel, wenn du dich für einen Job bewerben, einen Kredit aufnehmen oder eine Wohnung mieten willst. Oft werden dafür nämlich polizeiliche Führungszeugnisse angefordert. Und während du büßen musst, sind die eigentlichen Smurfing-Täter oft schon über alle Berge. Also: Lass dich von diesen und ähnlichen Angeboten nicht in die Falle locken und melde das dubiose Jobangebot umgehend der Polizei! Kein seriöser Arbeitgeber würde dich dazu auffordern, über dein eigenes Konto Geld zu überweisen oder deine sensiblen Kontodaten herauszugeben.


Sicherheit bei N26

Als 100 % mobile Bank mit europäischer Vollbanklizenz hat sich auch N26 dem Kampf gegen Finanzkriminalität verpflichtet. Wir haben zahlreiche Maßnahmen eingeführt, um Geldwäsche zu bekämpfen und die Sicherheit deines Kontos zu gewährleisten. In unseren FAQ zu Sicherheit bei N26 findest du viele weitere Informationen. Auf unserem Blog haben wir außerdem zahlreiche Ratgeber zusammengestellt, mit denen du dich und dein Geld vor Betrug im Internet schützen kannst. Lies zum Beispiel auch unseren Artikel über betrügerische Jobangebote als App Tester und folge unseren Tipps für sicheres Online Banking.   

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Von N26

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