eine Frau, die auf ihr Handy schaut.

Der Mythos des frühen Vogels: Warum du dein Geld in jedem Alter vermehren kannst

Ist wirklich alles zu spät, wenn du nicht schon in jungen Jahren Geld beiseite legst? Keine Panik! Wir erklären dir, wie du dein Geld in jedem Alter und jeder Situation vermehren kannst.

Lesezeit: 10 Min.

Wenn es um Anlagetipps geht, haben wir alle wahrscheinlich ähnliche Erfahrungen gemacht. Ob Unternehmer-Onkel oder FinTok-Finanzberater*in, wir hören immer wieder die gleiche Leier: Wenn es um das Investieren geht, musst du so früh wie möglich anfangen. 

Was dir aber nicht gesagt wird, ist, dass es einige Hürden zu meistern gilt, wenn man Geld auf die hohe Kante legen will – gerade in jungen Jahren. Zwischen schlecht bezahlten Einsteiger-Jobs, geringen Kenntnissen in Sachen Finanzen und sozioökonomischen Hindernissen kommen die meisten Berufseinsteiger*innen gerade so über die Runden. Und sobald sie endlich bereit sind, ihre über Jahre hart erarbeiteten Ersparnisse zu investieren, erzählt man ihnen, es sei zu spät – na super! 

Die Wahrheit? Es ist nie zu spät damit zu beginnen, dein Geld zu vermehren. Zwar spielt die Zeit beim Investieren eine Rolle, aber nicht so, wie du vielleicht denkst. Du wirst überrascht sein, welche Auswirkungen nur ein paar Jahre auf deine Ersparnisse haben können.

In diesem Artikel verraten wir dir, warum es so schwierig ist, früh mit dem Investieren anzufangen, egal, was dir Andere erzählt haben. Und wir schauen uns an, wie du Geldanlagen angehen solltest, wenn du soweit bist – egal, in welcher Lebensphase du dich gerade befindest. 

Warum ist es so schwierig, früh mit dem Investieren anzufangen?

Wenn es darum geht, dein Geld langfristig zu vermehren, spielt es tatsächlich eine Rolle, wie lange das Geld angelegt ist. Selbst, wenn du jedes Jahr nur einen kleinen Betrag beiseite legen kannst, kann sich daraus eine ordentliche Summe entwickeln. 

Doch bevor du dich kopfüber in ETFs stürzt, sollten wir einen Schritt zurückgehen und die Gesamtsituation betrachten: Die Auffassung, dass alle Menschen gleichermaßen in der Lage sind, im zarten Alter von 21 Jahren ein Tradingkonto zu eröffnen, ist in der Realität kaum haltbar. Schauen wir uns das einmal genauer an. 

Viele junge Menschen haben nicht viel Geld übrig 

Laut USA Today geben 65 % der jungen Menschen aus Gen Z und 74 % der Millennials in den USA an, dass ihre finanzielle Ausgangslage schlechter ist als die früherer Generationen. Die Finanzkrise 2008 und ihre Nachwirkungen hatten katastrophale Auswirkungen auf die Wirtschaft, den Arbeitsmarkt und das Gehaltsgefüge der Millennials, die in die Arbeitswelt eingetreten sind. 

Zusätzlich führte die Corona-Pandemie 2020 zu Rekordwerten bei den Arbeitsplatzverlusten – hier waren besonders junge Arbeitskräfte am stärksten betroffen. Aktuell wird das Leben für jüngere Menschen aufgrund der rasant steigenden Immobilienpreise und der Inflation immer teurer – so teuer, dass viele sogar Zweitjobs annehmen müssen, um über die Runden zu kommen. Bei so viel Volatilität ist es kein Wunder, dass junge Menschen nicht wirklich viel Geld übrig haben, welches sie für das Alter beiseite legen könnten. 

Vielen von uns fehlt es an den erforderlichen Kenntnissen und der nötigen Anleitung 

Investieren ist vieles, aber sicherlich nicht intuitiv. Man muss wissen, wann, wo, wie und in welches Produkt man Geld stecken sollte, damit es sich vermehren kann. Dazu braucht es Training und Kenntnisse, die viele von uns nicht haben. Laut CNBC sagen 34 % der Millennials in den USA, dass sie nicht investieren, weil sie nicht wissen, wie. Eine Studie über Millennials in Europa kam zu einem ähnlichen Ergebnis, nämlich, dass ein Drittel angab, nicht zu investieren, weil die Kenntnisse dazu fehlen. Die Wahrheit ist, dass Tipps zur Geldanlage häufig in wohlhabenden Familien weitergegeben werden, wodurch das globale Wohlstandsgefälle aufrechterhalten wird. 

Sozioökonomische Faktoren spielen eine wichtige Rolle

Leider leben wir nicht in einer Welt der Chancengleichheit – auch und insbesondere dann, wenn es um Finanzen geht. Eine Studie von N26 im Jahr 2022 ergab, dass Frauen 29 % weniger investieren als ihre männlichen Kollegen. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von dem hartnäckigen Gehaltsunterschied zwischen den Geschlechtern bis zu den Auswirkungen von Mutterschaft und Kindererziehung auf die Karrieren der Frauen. Aber es geht schon viel früher los: Eine neue Studie ergab, dass Eltern zumeist ihren Söhnen beibringen, ein Vermögen aufzubauen, während Töchtern das Sparen beigebracht wird.

Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs. Je nach Herkunft gibt es in ganz Europa immer noch ein deutliches Wohlstandsgefälle, das gilt insbesondere für Eingewanderte und Geflüchtete. Viele Eingewanderte der ersten Generation erhalten von ihren Familien keine große finanzielle Unterstützung, oder sie müssen sogar Familienmitgliedern finanziell unter die Arme greifen. Für queere Menschen bedeutet die anhaltende Diskriminierung in ganz Europa nicht nur eine Wohlstandskluft, sondern auch einen höheren Anteil an Wohnungslosen und sogar Gehaltsdiskriminierung, wodurch Investitionen für sie schwieriger sind als für ihre Hetero- oder Cis-Kollegen sind.  

Junge Menschen sind nicht darauf programmiert, über die Zukunft nachzudenken – und wenn sie es tun, gefällt ihnen zumeist nicht, was sie sehen

Unsere Gehirne sind erst mit 25 voll entwickelt. Insbesondere der präfrontale Cortex, der für die exekutiven Funktionen unseres Gehirns verantwortlich ist, entwickelt sich als letztes. Das bedeutet, dass zukunftsgerichtetes Denken, Impulskontrolle und Planen mit Anfang 20 schwieriger ist. Wir sind in diesem Alter also darauf ausgelegt, im Moment zu leben und nicht über Dinge nachzudenken, die nicht in greifbarer Nähe sind, wie zum Beispiel unsere Rente. 

Das soll nicht bedeuten, dass junge Menschen nicht über die Zukunft nachdenken – wir alle werden von Hoffnungen, Träumen und Zielen angetrieben. In Anbetracht all der Rückschläge, die die Millennials und die Generation Z erleiden mussten, sowie angesichts der drohenden Risiken des Klimawandels fühlen sich viele von der Politik im Stich gelassen und schauen zynisch auf das, was sie in den nächsten Jahrzehnten erwartet. Und wenn man nicht hoffnungsvoll in die Zukunft blickt, ist man auch wenig motiviert, in sie zu investieren. 

Spielt die Zeit wirklich eine Rolle, wenn wir ein Vermögen aufbauen?

Wie du siehst, gibt es ein paar gute Gründe, weshalb junge Menschen nicht schon früh damit anfangen, Geld beiseite zu legen. Warum also heißt es immer, man sollte so früh wie möglich anfangen? Kann man das später wirklich nicht mehr aufholen? Schauen wir uns das einmal genauer an. 

Investments und Sparprodukte: Wo liegt der Unterschied? 

Bevor wir uns mit dem Thema Zeit befassen, sollten wir zwei Methoden klären, mit denen die Menschen in der Vergangenheit ihr Vermögen vergrößert haben: durch Investments und Sparprodukte. 

Investments sind Finanzinstrumente, die du in der Hoffnung erwirbst, dass sie im Wert steigen werden. Ein Investment kann alles umfassen, mit dem du in Zukunft Einnahmen generieren willst. Hierzu zählen Aktien, Anleihen, Immobilien, Private Equity, Edelmetalle und vieles mehr. Zwar liegt die Hoffnung darin, dass Investments im Wert steigen, sie bergen aber auch das Risiko, an Wert zu verlieren (oder einen Totalverlust zu erleiden).

Sparprodukte hingegen sind Konten bei einer Bank oder einem Kreditinstitut, in die du dein Geld einzahlen kannst und als Gegenleistung Zinsen erhältst. Zwar können die Zinssätze schwanken und die Erträge nicht so hoch sein, wie du es von einem Investment erwarten würdest, aber du riskierst im Allgemeinen nicht, dein eingezahltes Kapital zu verlieren. 

Sowohl bei Investments als auch bei Sparprodukten kann die Zeit für dich arbeiten. Der Grund darin liegt in langfristigen historischen Trends (im Falle von Aktien und Anleihen) und in der Zinseszins-Wirkung (bei beiden Anlagemöglichkeiten).  

Timing oder Anlagezeitraum

Du hast vielleicht gehört, dass beim Kauf und Verkauf von Investments das Timing entscheidend ist. Die übliche Devise lautet „buy low, sell high“ – in anderen Worten, eine Aktie (oder ein anderes Investment) zu kaufen, wenn der Wert niedrig ist, und zu verkaufen, wenn der Wert hoch ist.

Was jedoch noch wichtiger als das Timing sein kann, ist die Zeit, also die Zeitdauer, die du investiert bleibst. Niemand kann mit Sicherheit voraussagen, wann der Wert einer bestimmten Anlage in die Höhe schießen oder sinken wird, aber selbst wenn du den denkbar schlechtesten Tag des Jahres für ein Investment wählst, besteht die Chance, dass dein Investment allmählich an Wert zulegt, wenn du ihm nur genug Zeit gibst.

Wieso? Weil der Markt zwar immer schwankt, auf längere Sicht aber eher an Wert gewinnt. Natürlich ist die Vergangenheit kein Garant für die Zukunft. Dennoch folgte auf jeden historischen Einbruch des S&P 500 (ein Index, der die Kursentwicklung von 500 der größten börsennotierten Unternehmen in den Vereinigten Staaten abbildet) eine Phase der Erholung und des Wachstums. Diese Zyklen können einige Jahre, in manchen Fällen sogar ein Jahrzehnt oder länger, dauern, aber eine längerfristige Perspektive kann dabei helfen, die schlechten Jahre lange genug auszuhalten, um den nächsten Höhenflug zu erleben. Doch nochmal: Historische Trends geben nicht unbedingt Aufschluss über die Zukunft und jedes Investment birgt ein hohes Risiko und viel Unsicherheit.

Mit einer längeren Anlagedauer profitierst du auch vom sogenannten Zinseszins.

Was ist der Zinseszins und wieso spielt er eine Rolle?

Wenn wir davon ausgehen, dass dein Investment oder dein Kapital in einem Sparprodukt pro Jahr einen positiven Ertrag abwirft, kannst du auch von einem Phänomen profitieren, das als „Zinseszins“ bekannt ist. Einfach ausgedrückt bedeutet der Zinseszins, dass die Erträge aus deinem Investment oder deinem Sparprodukt wieder investiert werden, sodass auch sie für dich Rendite erzielen. Der Zinseszins ist wie ein Beschleunigungseffekt, mit dem du dein Geld schneller vermehrst.

Mit einem Sparprodukt, wie einem Tagesgeldkonto ist der Zinseszins ziemlich einfach: Die Zinsen, die du auf dein eingezahltes Kapital erhältst, werden wieder angelegt, sodass du auch für sie Zinsen erhältst. 

Investmentprodukte, wie Aktien, können auf zwei unterschiedliche Arten Erträge erzielen. Zunächst durch einen Kursanstieg der Aktie, was als Kapitalgewinn bezeichnet wird. Dann schütten manche Aktien Dividenden aus. Dividenden sind Geldbeträge, die von einem Unternehmen an dessen Aktionäre gezahlt werden, zumeist dann, wenn das Unternehmen profitabel ist. Wenn du die Dividenden reinvestierst, um mehr Aktien zu kaufen, können auch diese im Wert steigen, sodass sich die Erträge mit der Zeit aufzinsen.

Der Zinseszins ist umso wirksamer, je mehr Zeit du ihm gibst. Doch er kann auch in kürzeren Zeiträumen deutliche Wirkung zeigen. Und so funktioniert’s.

Zinseszins und die 72er-Regel

Wir nutzen zur Verdeutlichung ein Prinzip namens „72er-Regel“. Diese kleine Formel bietet eine Möglichkeit zur groben Einschätzung, wie viele Jahre es dauert, bis sich dein investiertes Kapital verdoppelt, wenn du von einer durchschnittlichen jährlichen Rendite ausgehst. 

Dazu musst du lediglich die Zahl 72 durch den jeweiligen Zinssatz pro Jahr teilen. Zur Veranschaulichung nehmen wir einen Zinssatz von 6 % an, der im Vergleich zu den durchschnittlichen Renditen des MSCI Europe über die letzten 5-, 10- und 20-Jahres-Zeiträume eher niedrig ist. Dann können wir ausrechnen, nach wie vielen Jahren sich dein Anfangskapital verdoppelt haben wird. Wenn du zum Beispiel 10.000 € investierst und eine durchschnittliche jährliche Rendite von 6 % erwartest, kannst du davon ausgehen, dass sich deine 10.000 € in etwa 12 Jahren in 20.000 € verwandelt haben werden (72/6 = 12). 

Wenn du dein Geld in ein Sparprodukt wie ein Sparbuch, ein Sparkonto oder ein Festgeldkonto einzahlst, erfährst du bei Vertragsabschluss mit deiner Bank ungefähr, wie viel du am Ende der Laufzeit erhalten wirst. Die Zinsen sind hier zwar geringer, das Risiko aber auch. Gehen wir von einer jährlichen Rendite von 3 % aus. Im gleichen Zeitraum von 12 Jahren wird dein Kapital auf etwas über 14.000 € angewachsen sein. Allerdings solltest du beachten, dass du, anders als beim Investment, nicht jederzeit und ohne zusätzliche Gebühren auf dein Geld zugreifen kannst. 

12 Jahre klingen wie eine lange Zeit. Doch auch, wenn du bereits in deinen 30ern oder 40ern bist, geschieht das noch lange vor deiner Rente. Es ist also nie zu spät, um anzufangen. Ja, die Zeit spielt eine Rolle, aber die Zeit ist länger auf deiner Seite als du vielleicht glaubst.

Wie früh sollte ich also mit dem Sparen und Investieren anfangen? 

Wenn man jung ist, kann es ganz schön schwierig sein, Geld für das Alter oder eine größere Anschaffung in der Zukunft auf die hohe Kante zu legen. Hemmnisse gibt es genug, vor allem systemische Stolpersteine, die ganze Generationen betreffen.

Aber egal wann du etwas Geld übrig hast, um es anzulegen: Der richtige Zeitpunkt dafür ist immer jetzt. Dank der Zinseszinseffekte kannst du dein Geld mit so viel Risiko vermehren, wie es für deine jeweilige Situation am besten ist.  


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