Der Enkeltrick: Tipps, wie du deine (Groß-)Eltern schützt

Achtung, falsches Enkelkind! Der Enkeltrick ist eine besonders fiese Betrugsmaschine, um ältere Menschen um ihr Geld zu bringen. Hier erfährst du, wie du deine (Groß-)Eltern schützen kannst.
Lesezeit: 6 Min.
“Omi, ich brauche dringend Geld, es ist ein Notfall!” Ein Anruf genügt, und schon kurze Zeit später ist das gute Geld weg. Der Enkeltrick ist eine beliebte Betrugsmasche, auf die immer mehr Menschen hereinfallen. Doch wie schaffen es die Betrüger, ihre Opfer so hinters Licht zu führen? In diesem Artikel erfährst du mehr über die Taktiken und was du tun kannst, um deine Großeltern oder Eltern zu schützen.  

Was ist der Enkeltrick?

Beim Enkeltrick geben sich Betrüger als Enkel, Neffen oder andere Verwandte aus, die aufgrund einer angeblichen Notlage dringend Geld benötigen. Die TäterInnen suchen im Internet oder Telefonbuch gezielt nach Menschen mit altmodisch klingenden Namen wie Heinz, Rudolf oder Anneliese und kontaktieren ihre potentiellen Opfer. Zum Einsatz kommen sogenannte Social Engineering Taktiken, mit denen sie erst das Vertrauen älterer Menschen gewinnen und sie dann massiv unter Druck setzen. Den Opfern bleibt also kaum Zeit, die Geschichten zu hinterfragen. Hinzu kommt, dass ältere Menschen oft schwerhörig sind, nicht mehr gut sehen können oder generell einfach nicht so digital-affin sind. Doch wie genau gehen Enkeltrick-Betrüger vor? Es gibt zwei gängige Methoden:

Von Tür zu Tür

Diese Methode ist für BetrügerInnen etwas aufwändiger, aber gerade in Großstädten verbreitet. Die Leute gehen von Tür zu Tür, geben sich als Verwandte oder deren Freunde aus und versuchen, ihre Opfer in ein Gespräch zu verwickeln. Sie erzählen von einer Notlage oder erfinden einen anderen Grund, um sich Zugang zur Wohnung zu verschaffen. Angeblich müssen sie etwas reparieren oder haben finanzielle Sorgen und benötigen dringend Geld. Ist nicht genügend Bargeld zuhause, bieten die TäterInnen manchmal sogar an, schnell selbst zum Geldautomaten zu gehen. Alles, was sie bräuchten, sind die Bankkarte und die PIN.

Per Telefon oder WhatsApp

Noch gängiger ist der Enkeltrickbetrug am Telefon. Auch Messenger-Dienste wie WhatsApp werden immer häufiger genutzt. Die TäterInnen rufen an und melden sich mit “Hallo Opa, rate mal, wer dran ist?” oder ähnlichen Fragen. So überrumpeln sie ihre Opfer und kommen gleichzeitig an wichtige Informationen wie den tatsächlichen Namen des Enkels. Sie erkundigen sich nach dem Befinden und hören aufmerksam zu, um Vertrauen aufzubauen. Dann erzählen sie von einer finanziellen Notlage, zum Beispiel, weil ihr Kredit für das Studium noch geprüft wird, die Studiengebühren aber bis morgen bezahlt sein müssen. Oder sie hatten einen Unfall, können die Kosten jedoch nicht alleine stemmen. Ihre Oma oder ihr Opa sind ihre letzte Hoffnung.Verspricht das Opfer zu helfen, planen sie die nächsten Schritte für die Geldübergabe. Manchmal fragen die TäterInnen auch nach Schmuck oder wertvollen Münzen. Dann vereinbaren sie einen Zeit- und Treffpunkt. Der Anrufer kann aufgrund seiner Notlage natürlich nicht selbst erscheinen und schickt stattdessen einen guten Freund, der zufällig in der Nähe ist. Manchmal rufen auch gar nicht die Enkel selbst an, sondern Freunde – zum Beispiel, weil der Enkel angeblich bewusstlos im Krankenhaus liegt.  

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Enkeltrick: Was tun?

Du siehst, die Betrüger lassen sich allerhand einfallen. Wie also kannst du deine Angehörigen schützen? Was solltest du tun, wenn es schon zu spät ist? Und warum funktioniert der Enkeltrick eigentlich so gut? 

Enkeltrickbetrug erkennen

Um dich und Angehörige erfolgreich zu schützen, solltest du in erster Linie verstehen, warum der Trick so gut funktioniert. Achte auf folgende Hinweise: 
  • Überraschung: Unangekündigt die Oma besuchen oder anrufen und von einem finanziellen Notfall erzählen? Das sollte die Alarmglocken läuten lassen. BetrügerInnen versuchen ihre Opfer zu überrumpeln, indem sie sich unvermittelt melden und eine aufregende Geschichte erzählen. Spätestens wenn es um hohe Geldsummen geht, solltest du direkt auflegen.
  • Ratespiel: Enkeltrick-BetrügerInnen versuchen auf geschickte Weise, Informationen herauszufinden. Sie nennen in der Regel nicht ihren Namen, sondern verwickeln ihre Opfer in ein Ratespiel. Wenn sich bei dir jemand nicht mit Namen meldet und Fragen wie “Rate mal, wer dran ist” stellt, lege am besten direkt auf.   
  • Dringlichkeit: Die wohl effektivste Methode von Betrügern ist Zeitdruck. Ob ein angeblich geplatztes Rohr, eine plötzliche Erkrankung oder ein tolles Angebot, was in wenigen Stunden verfällt: Es muss immer ganz schnell gehen. Die TäterInnen versuchen Gefühle wie Panik, Stress und Angst auszulösen, da diese überlegtes Handeln erschweren. Auch hier gilt: Leg am besten auf, wenn du dich unter Druck gesetzt fühlst. Auch deinen Eltern oder Großeltern kannst du raten, erst einmal aufzulegen und gegebenenfalls die Nummer gemeinsam zurückzurufen. So können sie sich vergewissern, ob es sich wirklich um den Enkel oder die Enkelin handelt.

Auf dem neuesten Stand bleiben

Angeblich erfunden hat den Enkeltrick “Hoss”, kurz für Arkadiusz Lakatosz. Er soll seit 1999 ältere Menschen in mehreren Ländern um ihr Geld gebracht haben, indem er sich als Enkel oder Neffe ausgab. Seither gibt es zahlreiche Variationen der Betrugsmasche. Welcher Enkeltrick aktuell zum Einsatz kommt, kannst du zum Beispiel auf der Webseite der Polizei oder in der Lokalzeitung herausfinden. Ein neuer Enkeltrick wurde erst im Juli aufgedeckt. Zwei Anruferinnen gaben sich als Töchter aus, erzählten von einem schlimmen Verkehrsunfall und verlangten über 100.000 € für die Kaution. Zum Glück waren die vermeintlichen Opfer mit dem Enkeltrickbetrug vertraut und riefen umgehend ihre wirklichen Töchter unter den ihnen bekannten Telefonnummern an.

Enkeltrick der Polizei melden

Ist deine Oma oder dein Opa einem Trickbetrüger zum Opfer gefallen? Dann solltest du umgehend die Polizei anrufen und den Vorfall melden. Manchmal gelingt es, die TäterInnen zu fassen und das erbeutete Geld zurückzuholen – wie zuletzt beim Enkeltrick in Berlin, wo 20 Verdächtige festgenommen werden konnten.Wichtig: Vielen, gerade älteren Menschen ist es sehr unangenehm, wenn sie auf Trickbetrüger hereingefallen sind. Aus Scham erzählen sie nichts von dem Vorfall und bleiben auf dem Schaden sitzen. Versuche deinen Angehörigen deshalb auch zu vermitteln, dass so etwas jedem passieren kann und sie sich immer an dich wenden können. 

Wie du deine (Groß)-Eltern vor Online-Betrug schützen kannst

Der Enkeltrick ist leider nicht die einzige Betrugsmasche. Beim sogenannten Smishing kontaktieren Betrüger potenzielle Opfer per SMS. Ebenfalls verbreitet sind Vishing-Attacken, bei denen die TäterInnen sensible Daten am Telefon abfragen. Und auch im Internet lauern einige Gefahren, zum Beispiel Phishing. Mit den folgenden Tipps kannst du deinen Angehörigen helfen, sich zu schützen: 
  • Warnen: Wenn du von einem aktuellen Trickbetrug hörst, informiere umgehend deine Angehörigen. Schildere ihnen die Betrugsmasche und worauf sie achten sollten, falls sie zum Beispiel eine dubiose SMS oder E-Mail erhalten. 
  • Erklären: Oft reichen ein paar einfache Verhaltensweisen, um sich zu schützen. Erkläre deinen (Groß-)Eltern, warum sie niemals ihre PIN-Nummer oder ein Passwort am Telefon preisgeben sollten. Du kannst ihnen auch Sicherheitstipps von Banken und anderen Unternehmen ausdrucken und neben das Telefon oder den Schreibtisch hängen. 
  • Ruhe bewahren: Ob online oder per SMS: Betrüger arbeiten fast immer mit Zeitdruck. Versuche deinen (Groß-)Eltern zu vermitteln, dass sie bei angeblichen finanziellen Notfällen besonders vorsichtig sein sollten. Ein beliebtes Beispiel ist ein Konto, das vermeintlich gehackt wurde und nur durch die Herausgabe der PIN-Nummer geschützt werden kann. Biete deinen Angehörigen an, sich jederzeit bei dir zu melden, wenn sie unsicher sind.

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