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Was ist der Steuerzahlergedenktag und warum gibt es ihn?

Der Steuerzahlergedenktag wird seit 1960 ausgerufen – und ist vielen Menschen wahrscheinlich trotzdem nicht bekannt. Geht dir auch so? Lies weiter und erfahre, was dahinter steckt!

Lesezeit: 7 Min.

Steuerzahlergedenktag klingt etwas trist, oder? Schließlich sollen uns Gedenktage an verstorbene Personen oder historische Ereignisse erinnern. Tatsächlich verbirgt sich hinter dem Tag eine negative Annahme: eine zu hohe Abgabenlast in Deutschland. Wer den Tag des Steuerzahlers ins Leben gerufen hat, wann er begangen wird und welchen Zweck er hat, erfährst du hier.

Was ist der Steuerzahlergedenktag?

Am Steuerzahlergedenktag gedenken wir den SteuerzahlerInnen – so viel ist klar. Konkret bedeutet das, einmal pro Jahr die öffentliche Aufmerksamkeit auf etwas zu lenken, das Menschen seit Jahrtausenden tun: Steuern zahlen. Doch warum etwas ins Bewusstsein rücken, das so selbstverständlich ist wie Zähneputzen oder Einkaufen? Um das zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf das Prinzip von Steuern.

Wer trägt die Steuerlast?

Steuern sind öffentliche Abgaben, die EinwohnerInnen eines Landes an den Staat abtreten müssen. Allein in Deutschland gibt es gut 40 Steuerarten, die teilweise kuriose Namen tragen – etwa Vergnügungsteuer, Körperschaftsteuer oder Spekulationssteuer.  

Warum Menschen all diese Steuern zahlen müssen, darüber wird viel und gerne diskutiert. Steuern finanzieren unter anderem den Straßenbau, die Zahlung von Sozialleistungen oder die Forschung. Außerdem dienen sie der staatlichen Umverteilung. So soll die Lücke zwischen Arm und Reich verkleinert werden, zum Beispiel, indem für Spitzenverdienende entsprechend hohe Steuersätze gelten. Doch auch wenn Steuern der Allgemeinheit zugutekommen, schmälern sie nunmal das persönliche Budget. Ob die Mehrwertsteuer beim Shopping oder die Lohnsteuer auf deiner Gehaltsabrechnung: Beim Geldverdienen und -ausgeben wandert immer auch ein Teil in die öffentlichen Kassen. Das gilt sogar, wenn du eine hohe Geldsumme geschenkt bekommst oder ein Haus erbst

Genau deshalb gibt es den Steuerzahlergedenktag. Er soll den Zeitpunkt markieren, an dem Menschen ihre jährliche Steuerschuld – rein rechnerisch – beglichen haben und nur noch für den eigenen Geldbeutel verdienen. Das soll verdeutlichen, wie hoch die Abgabenlast in Deutschland ist und warum eine Steuerentlastung aus Sicht vieler so dringend ist. Doch wann ist dieser Tag? Und wer hat ihn ins Leben gerufen?

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Wann ist der Tag des Steuerzahlers?

Der Steuerzahlergedenktag 2023 war am 12. Juli, der Steuerzahlergedenktag 2022 am 13. Juli. Das heißt jedoch nicht, dass der Tag jedes Jahr auf den 12. oder 13. Juli fällt. 1997 war es zum Beispiel der 6. Juni und 2010 der 4. Juli. Im Jahr 2000 wurde der Tag des Steuerzahlers aufgrund neuer Berechnungen sogar zweimal begangen: am 3. Juni und am 24. Juli. Fällt dir auf, dass der Steuerzahlergedenktag immer im Sommer stattfindet? Das liegt an der Art und Weise, wie der Tag berechnet wird. Theoretisch gesehen sind alle Steuern nach etwa einem halben Jahr gezahlt, in die eigene Tasche fließt das Geld erst in der zweiten Jahreshälfte. Da die jährliche Steuerlast je nach Konjunktur, Steuerreformen und vielen weiteren Faktoren immer etwas anders ausfällt, ändert sich auch das Datum. Hier eine Übersicht der letzten zehn Steuertage:

  • 8. Juli 2012
  • 8. Juli 2013
  • 8. Juli 2014
  • 11. Juli 2015
  • 12. Juli 2016
  • 19. Juli 2017
  • 18. Juli 2018
  • 15. Juli 2019
  • 9. Juli 2020
  • 13. Juli 2021
  • 13. Juli 2022
  • 12. Juli 2023

Wann der Steuerzahlergedenktag 2024 stattfindet, muss noch ermittelt werden. Wie, erfährst du im nächsten Abschnitt.

Wie wird der Steuerzahlergedenktag berechnet?

Jetzt wird es etwas theoretisch. Der Bund der Steuerzahler hat für die Berechnung des Datums bis vor Kurzem das Volkseinkommen genutzt, eine volkswirtschaftliche Kennzahl. Seit 2019 zieht er statistische Haushaltsbefragungen heran. Doch wer ist der Bund der Steuerzahler, was bedeutet Volkseinkommen und wieso wurde die Berechnung geändert? Eins nach dem anderen!

Wer ist der Bund der Steuerzahler?

Der Bund der Steuerzahler Deutschland e. V. ist ein 1949 gegründeter Verein, der einen sinnvollen Einsatz von Steuergeldern fordert, sich für mehr Steuerentlastung und Bürokratieabbau einsetzt sowie Tipps zum Sparen von Steuern gibt. Aktuell zählt der eingetragene Lobbyverein etwa 200.000 Mitglieder, darunter vorrangig mittelständische Unternehmen. Den Steuerzahlergedenktag hat die Vereinigung erstmals 1960 ausgerufen. 

Was ist das Volkseinkommen?

Das Volkseinkommen ist eine Kennzahl, die – vereinfacht gesagt – die Summe aller in einer Volkswirtschaft produzierten Waren und Dienstleistungen und das damit erzielte Einkommen dieser Volkswirtschaft in einem Jahr abbildet. Dabei gibt es ein paar Besonderheiten:  

  • Die Summe der Waren und Dienstleistungen basiert nicht auf Marktpreisen, sondern auf Faktorkosten. Diese Kosten müssen zum Beispiel Unternehmen aufwenden, um Waren oder Dienstleistungen zu produzieren, etwa Personalkosten oder Mietkosten für Fabrikhallen. 
  • Es handelt sich also um eine theoretische Summe und spiegelt – anders als zum Beispiel das Nettonationaleinkommen – nicht die (annähernd) real gezahlten Marktpreise wider. Marktpreise berechnen sich aus der Summe aus Faktorkosten und indirekten Steuern, abzüglich staatlicher Subventionen. Indirekte Steuern sind zum Beispiel die Mehrwertsteuer, die du nicht direkt ans Finanzamt abführst.

Wie der Tag des Steuerzahlers berechnet wird

Aus dem Volkseinkommen lässt sich, auf die arbeitende Bevölkerung betrachtet, ein durchschnittliches Jahresgehalt ermitteln. Um das Datum des Steuerzahlergedenktags zu berechnen, prognostiziert der Bund der Steuerzahler die durchschnittliche Einkommensbelastungsquote und multipliziert sie mit dem Durchschnittseinkommen. Die geschätzte Quote liegt in der Regel bei etwas mehr als 50 %. Demnach ginge mehr als die Hälfte des jährlichen Einkommens an den Fiskus – was auch erklärt, warum der Tag des Steuerzahlers immer im Sommer stattfindet. Denn bezogen auf 365 Tage liegt der Punkt, an dem du auf dein eigenes Konto einzahlst, am 194. Tag des Jahres (bei einer Einkommensbelastungsquote von 53,1 % wie in 2022).

Warum das Volkseinkommen nicht mehr als Berechnungsgrundlage dient

Es klingt sinnvoll, das Volkseinkommen zu nutzen, da es indirekte Steuern ausklammert. Von dieser “bereinigten” Zahl lassen sich mit der Einkommensbelastungsquote alle direkten und indirekten Steuern auf einmal abziehen. Allerdings fällt das Volkseinkommen im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt, eine gängigere Kennzahl, eher niedrig aus. Demnach könnte der Eindruck entstehen, dass den Menschen viel weniger Geld zur Verfügung steht, als es tatsächlich der Fall ist.

Seit 2019 nutzt der Verein nicht mehr das Volkseinkommen, sondern Daten aus Haushaltsbefragungen des Statistischen Bundesamts. Die StudienteilnehmerInnen führen dafür ein Haushaltsbuch und dokumentieren ihre monatlichen Einnahmen und Ausgaben genau. Mit diesen Daten ermittelt der Bund der Steuerzahler das durchschnittliche Einkommen und multipliziert es mit der geschätzten Einkommensbelastungsquote.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass eben diese Quote auch solche Steuern berücksichtigt, die der Staat selbst zahlt. Dazu gehört zum Beispiel die Mehrwertsteuer, die der Staat abführen muss, wenn er beispielsweise Produkte oder Dienstleistungen einkauft. Außerdem sind in der Quote auch Quasi-Steuern wie die Rundfunkgebühr, Umlagen wie die Gasumlage oder Sozialabgaben wie die gesetzliche Krankenversicherung enthalten. Die durchschnittliche Einkommensbelastungsquote fällt laut KritikerInnen somit höher aus, als sie in Wahrheit ist. Die tatsächliche Abgabenlast in Deutschland dürfte geringer sein, wenn etwa die vom Staat gezahlten Steuern nicht enthalten wären.

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Der Tag des Steuerzahlers weltweit

Egal, wie der Wert ermittelt wird: Der Steuerzahlergedenktag soll für mehr Steuerentlastung sorgen. Und zwar nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt. In den USA und Großbritannien, zum Beispiel, feiern die Menschen den Tax Freedom Day. Auch in vielen EU-Ländern sowie in Indien, Australien, Südafrika und Brasilien gibt es einen Tag des Steuerzahlers. Das Datum und die durchschnittliche Steuerlast fallen überall anders aus. Das liegt nicht nur an den unterschiedlichen Steuersystemen, sondern auch an den verschiedenen Berechnungsarten des Datums. In Großbritannien dient zum Beispiel das Nettonationaleinkommen als Basis. Der Steuerzahlergedenktag 2023 fiel dort auf den 18. Juni, mit einer Steuerbelastung von rund 46,25 %. Ob die Briten und Britinnen wirklich rund 7 % weniger Steuern zahlen als die Deutschen, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen.

Wie du deinen persönlichen Steuerzahlergedenktag bestimmen kannst

Die globalen Daten sind also nicht vergleichbar – und das gilt auch für deinen persönlichen Steuerzahlergedenktag. Wie viel Steuern du pro Jahr zahlst, hängt von der Höhe deines Einkommens, deinem Vermögen, deinem Konsumverhalten und vielem mehr ab. Wenn du zum Beispiel mit Kryptowährungen handelst oder eine vermietete Wohnung nach dem Kauf schnell wieder verkaufst, greift die Spekulationssteuer. Vielleicht hast du einen Hund und zahlst Hundesteuer, sparst dir als FahrradfahrerIn aber die Autosteuer.

Apropos sparen: Für deine Steuererleichterung kannst du selbst aktiv werden! Zum Beispiel, indem du jedes Jahr deine Steuererklärung machst. Es gibt nämlich einige Ausgaben, die du von der Steuer absetzen kannst. So kannst du dir im Schnitt 1.095 € vom Finanzamt zurückholen (Stand: 2019). Du bist spät dran? Keine Sorge, Angestellte haben für die Steuererklärung bis zu vier Jahre Zeit. Falls du selbstständig bist und Steuern sparen willst, gibt es ebenfalls ein paar Tricks. Es lohnt sich zum Beispiel, zum Jahresende noch ein paar Investitionen zu machen. So kannst du etwa deine Einkommensteuer reduzieren. Du suchst noch mehr Tipps? Lies weiter und erfahre, wie einfach du im Alltag Geld sparen kannst.

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Von N26

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