N26 x Vitamin – Warum finanzielle Bildung in jedem Alter wichtig ist
Erfahre in unserem Interview mit der Vitamin-Gründerin Andrea Fernandez, wie Deutschland beim Thema finanzielle Bildung abschneidet und warum es fester Bestandteil des Lehrplans sein sollte.
Lesezeit: 8 Min.
Finanzielle Bildung ist der wichtigste Grundstein, um im späteren Leben finanziell unabhängig zu werden. Doch wie steht es um das Thema finanzieller Bildung in deutschen Schulen und wie wichtig ist die Rolle der Eltern in dieser Angelegenheit? In diesem Interview spricht Andrea Fernandez, Gründerin des Fintech Startups Vitamin mit Sitz in Berlin, über den Stand finanzieller Bildung im deutschen Schulsystem, wie Eltern ihren Kindern das Thema Finanzen näher bringen können und warum es wichtig ist, sich auch im Erwachsenenalter weiterzubilden.
Wie ist deiner Meinung nach aktuell der Stand der finanziellen Bildung in Deutschland?Der Weg ist noch lang, jedoch stehen wir im Vergleich zu anderen Ländern nicht zu schlecht dar. Im Jahr 2020 hat die OECD in 26 Ländern Daten zum Thema Financial Literacy erhoben, darunter auch in Deutschland. Mit 13,9 von 21 möglichen Punkten liegt Deutschland zwar etwas über dem Durchschnitt aller befragten Länder (12,7), gleichzeitig wird meines Erachtens deutlich, dass durchaus noch Handlungsbedarf besteht.51% der Deutschen haben gar keine Finanzbildung erhalten. Frauen sogar noch weniger als Männer.Gleichzeitig ist in Deutschland etwa jede zehnte Person überschuldet. Und die geringe staatliche Rente wird für viele Menschen im Alter bei weitem nicht ausreichen. Mehr finanzielle Bildung kann hier eine echte Stellschraube sein, denn sie hat erwiesenermaßen starken positiven Einfluss auf das Finanzverhalten – selbst dann, wenn die entsprechenden Maßnahmen nur kurz sind oder etwa in Form von Unterricht abgehalten werden.Wir müssen daher dringend die entsprechenden Angebote schaffen - am besten schon für die sehr jungen Generationen. Ist finanzielle Bildung gut in unser Schulsystem integriert oder lernen Kinder viel zu spät den Umgang mit Geld? Wie sind deine persönlichen Eindrücke dazu?Auch hier möchte ich gern auf die aktuelle Studienlage verweisen. Laut dieser haben nämlich bisher nur 15% der Deutschen in der Schule etwas über Finanzen lernen können. Ein bundesweites Schulfach zu diesem Thema gibt es bis heute nicht – ganz allgemein mangelt es meines Erachtens an einer nationalen Strategie, finanzielle Bildung im Lehrplan unterzubringen. Dabei wünschen sich laut der Jugendstudie des Bankenverbands über ¾ der Jugendlichen, dass ihnen mehr Wissen zu wirtschaftlichen Zusammenhängen vermittelt wird.Der Wunsch ist auch absolut berechtigt, denn wer sich in jungen Jahren mit Finanzen befasst, wird von vornherein selbstbewusster und sicherer finanzielle Entscheidungen treffen und kann so viel besser für sich selbst vorsorgen.Gerade alltagsrelevante Themen wie Rente oder auch Steuern sollten meiner Meinung nach in der Schule behandelt werden. Ich bin der festen Überzeugung, dass ein solches Vorgehen auch dafür sorgen würde, dass das Thema Geld in der ganzen Gesellschaft offener behandelt und Probleme wie eine private Überschuldung seltener eintreten würden. Reden Eltern mit ihren Töchtern genauso über Geld wie mit ihren Söhnen, oder denkst du, es gibt Unterschiede?Leider herrscht nach wie vor an vielen Stellen die Meinung, dass Mädchen nicht so gut mit Geld – und Zahlen im Allgemeinen – umgehen können wie Jungen. Das ist vermutlich auch der Grund, weshalb nur 20% der Eltern mit ihren Töchtern über Geld sprechen. Zudem werden Mädchen seltener Geldanlagen empfohlen, die höhere Renditen einbringen könnten.Wir erleben dies auch öfter in unseren Beratungs- und Coachinggesprächen. Frauen erzählen, dass ihnen zu konservativen Sparformen geraten wird, da diese risikoärmer seien und daher besser passen würden.Es ist von größter Wichtigkeit, dass wir mit solchen Vorurteilen und nicht belegten Annahmen aufräumen. Andernfalls werden wir noch viele Jahrzehnte brauchen, um Gaps wie Gender Pay Gap, Retirement Gap und schlussendlich auch Wealth Gap zu schließen.Inwiefern wirkt sich deiner Meinung nach der in der Kindererziehung erlernte Umgang mit Geld auf unser Verhalten im Erwachsenenalter aus?Was wir im Kindesalter über Geld gelernt – oder eben nicht darüber gelernt – haben, hat in jedem Fall Auswirkungen auf unser Finanzverhalten im Erwachsenenalter. Angefangen von Glaubenssätzen wie etwa “Geld ist da, um ausgegeben zu werden” bis hin zu Annahmen wie “An der Börse verzockt man sein Geld. Alles Ersparte muss in jedem Fall auf ein Sparbuch, damit es sicher ist!”.Fast die Hälfte der Erwachsenen in Deutschland fragt übrigens immer noch die eigenen Eltern nach Rat, wenn es um Finanzthemen geht! Wenn die eigenen Eltern bereits Aktien besessen haben, ist die Wahrscheinlichkeit daher beispielsweise auch höher, dass sich die Kinder später ebenfalls mit Wertpapieren befassen werden.Wir sagen daher zu unseren KundInnen, dass jede gute Anlagestrategie damit beginnt, sich mit dem eigenen Verhältnis zu Geld zu befassen. Nicht nur in puncto Bildung, sondern auch im Hinblick auf Emotionen, die mit Finanzen verknüpft sind. Und Eltern raten wir, möglichst früh mit ihren Kindern offen über Geld zu sprechen. Wie schaffen es Eltern, ihren Kindern den Umgang mit Geld näherzubringen?Sowohl offen über Geld zu sprechen, als auch Kindern eine gewisse Verantwortung zu übertragen, ist meiner Meinung nach der Schlüssel zum Erfolg.So hat beispielsweise mein Vater mir die Grundlagen von persönlichem Finanzmanagement beigebracht. Seit frühester Kindheit hatte ich die Gelegenheit ihn dabei zu beobachten, wie er mit seinen Finanzen umgegangen ist: er hat zum Beispiel seine Einnahmen und Ausgaben dokumentiert. Zudem hat er aktiv gespart und Geld in Immobilien investiert, darüber wurde dann bei uns Zuhause ganz offen gesprochen.Mit meinen Kindern halte ich es ähnlich. Meine Söhne bekommen zudem jede Woche 5 Euro, je ein Euro landet in einem von fünf Gläsern und wird so für eine bestimmte Sache gespart: Dinge, für die sie einige Wochen sparen müssen („Saving for something“), Geschenke (z.B. für den Geburtstag des Bruders, „Giving“), und tägliche Ausgaben, zum Beispiel für Süßigkeiten oder kleinere Spielzeuge („Spending“). Aber es gibt auch zwei Spar-Gläser für die Zukunft: Alles, was in der Dose fürs „Langzeit-Sparen“ (“Long-term saving”) landet, darf nicht ausgegeben werden, sondern soll später auf einem eigenen Sparkonto landen und dann investiert werden. Das fünfte, für Bildung („Education“), soll dazu dienen, dass die Kinder es sich selbst finanzieren können, ein Buch zu einem bestimmten Wissensthema zu kaufen, das sie besonders interessiert – also quasi für die persönliche Weiterbildung.Ich möchte, dass sie früh lernen und verstehen, wie sie mit ihrem Geld umgehen. Das ist meines Erachtens die Basis dafür, dass sie finanziell langfristig für sich selbst sorgen können. Ist deiner Meinung nach die Finanzbildung irgendwann abgeschlossen, oder sollten wir uns auch im Erwachsenenalter uns weiter darum kümmern?Wir alle werden im Laufe unseres Lebens mit Ereignissen konfrontiert, die wir vielleicht nicht vorhergesehen oder geplant haben. In solchen Momenten ist es wichtig, auch die finanziellen Aspekte zu bedenken und in der Lage zu sein, entsprechend zu reagieren.Natürlich heißt es nicht, jeden Tag Börsenkurse zu studieren oder jeden Monat einen Finanzratgeber zu lesen. Aber sich mit der eigenen finanziellen Situation zu beschäftigen, seine persönlichen Ziele in diesem Hinblick zu kennen und zu überprüfen, ob man sich noch auf dem richtigen Weg befindet, um diese zu erreichen, ist meines Erachtens ein kontinuierlicher Prozess.In der Finanzindustrie hat sich zudem in den vergangenen Jahren viel getan und es sind neue Möglichkeiten entstanden, das eigene Geld zu investieren. Sich über diese Entwicklungen zu informieren und sich eine eigene Meinung zu den verschiedenen Themen zu bilden, halte ich ebenfalls für wichtig. Was k önnen (Challenger)Banken wie wir tun, um Frauen in Zukunft zu helfen, sich finanziell weiterzubilden?Der wichtigste Punkt in diesem Zusammenhang ist meiner Meinung nach das Verständnis für unsere KundInnen und ihre Bedürfnisse – aber auch ihre Bedenken und individuellen Herausforderungen. Diese müssen wir erfassen und bei der Erstellung unserer Angebote zu finanzieller Bildung berücksichtigen. Nur so können wir Formate schaffen, die wirklich einen Mehrwert bieten und Frauen auf ihrem Weg unterstützen.Eine große Rolle spielt zudem die richtige Ansprache sowie Wortwahl. Natürlich ist es wichtig, dass wir grundlegendes Wissen und das entsprechende Vokabular vermitteln. Wenn wir uns allerdings der gleichen Sprache bedienen wie traditionelle Finanzinstitutionen, kommunizieren wir an der Zielgruppe vorbei. Jede Frau lernt außerdem anders. Verschiedene Lernformate sind daher ebenfalls von großer Wichtigkeit.Ein Punkt, der mir jedoch besonders wichtig ist, ist die Kombination aus Lernen und Umsetzen. Frauen brauchen meiner persönlichen Erfahrung nach länger, um ins “Tun” zu kommen. Wir sollten daher bei unseren Bildungsangeboten darauf achten, dass sie nicht nur konkrete Handlungsempfehlungen enthalten, sondern die Frauen auch die Möglichkeit haben, diese schnell und unkompliziert in die Tat umzusetzen. Je schneller und je mehr sie ein Gespür dafür bekommen, wie es sich anfühlt, sich um die eigenen Finanzen zu kümmern, desto selbstbewusster treffen sie die nächsten finanziellen Entscheidungen.
Finanzexpertin und Gründerin Andrea Fernandez wurde in Costa Rica geboren und lebte in verschiedenen Ländern Lateinamerikas, ehe sie in den USA Finance und Entrepreneurial Management an der renommierten Wharton School studierte. Auf ihre Karriere an der Wall Street und einen MBA an der Harvard Business School folgten verschiedene Führungspositionen, unter anderem bei Allianz Global Investors und LIQID, einem der führenden Fintech-Start-ups in Deutschland.Ihre Leidenschaft für Finanzen reicht jedoch bereits bis in ihre Kindheit zurück: ihr erstes Sparkonto hatte sie in der Grundschule, als Neunjährige ging sie zur Bank, um die Rechnungen der Familie zu begleichen, mit 22 begann sie zu investieren.Um auch anderen Frauen zu ermöglichen, ihre finanziellen Ziele zu erreichen sowie ihr Geld verwalten und vermehren zu können, wurde Andrea im Jahr 2018 selbstständige Finanz- und Investitions-Coachin.Inspiriert von dem Wunsch, das Leben von noch mehr Frauen durch finanzielle Unabhängigkeit zu verändern, gründete die zweifache Mutter – gemeinsam mit Co-Founder Artyom Chelbayev – 2021 schließlich Vitamin.Das Fintech Startup mit Sitz in Berlin hat es sich zur Aufgabe gemacht, jeder Frau das Knowhow und die entsprechenden Werkzeuge zum Sparen und Investieren an die Hand zu geben, mithilfe derer sie ihre finanzielle Zukunft selbst bestimmen kann.Disclaimer: Von den Autorinnen erwähnte Aktien, ETFs und Fonds sind immer mit Risiken behaftet. Alle Texte sowie die Hinweise und Informationen stellen keine Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie dienen lediglich der persönlichen Information sowie der Wissensbildung und geben ausschließlich die Meinung der Autorinnen wieder. Es wird auch keine Empfehlung für eine bestimmte Anlagestrategie abgegeben. Eine Haftung für die Richtigkeit kann nicht übernommen werden. Sollten die LeserInnen sich die angebotenen Inhalte zu eigen machen oder etwaige Überlegungen oder Hinweise umsetzen, so handeln sie auf eigenes Risiko.
Wie ist deiner Meinung nach aktuell der Stand der finanziellen Bildung in Deutschland?Der Weg ist noch lang, jedoch stehen wir im Vergleich zu anderen Ländern nicht zu schlecht dar. Im Jahr 2020 hat die OECD in 26 Ländern Daten zum Thema Financial Literacy erhoben, darunter auch in Deutschland. Mit 13,9 von 21 möglichen Punkten liegt Deutschland zwar etwas über dem Durchschnitt aller befragten Länder (12,7), gleichzeitig wird meines Erachtens deutlich, dass durchaus noch Handlungsbedarf besteht.51% der Deutschen haben gar keine Finanzbildung erhalten. Frauen sogar noch weniger als Männer.Gleichzeitig ist in Deutschland etwa jede zehnte Person überschuldet. Und die geringe staatliche Rente wird für viele Menschen im Alter bei weitem nicht ausreichen. Mehr finanzielle Bildung kann hier eine echte Stellschraube sein, denn sie hat erwiesenermaßen starken positiven Einfluss auf das Finanzverhalten – selbst dann, wenn die entsprechenden Maßnahmen nur kurz sind oder etwa in Form von Unterricht abgehalten werden.Wir müssen daher dringend die entsprechenden Angebote schaffen - am besten schon für die sehr jungen Generationen. Ist finanzielle Bildung gut in unser Schulsystem integriert oder lernen Kinder viel zu spät den Umgang mit Geld? Wie sind deine persönlichen Eindrücke dazu?Auch hier möchte ich gern auf die aktuelle Studienlage verweisen. Laut dieser haben nämlich bisher nur 15% der Deutschen in der Schule etwas über Finanzen lernen können. Ein bundesweites Schulfach zu diesem Thema gibt es bis heute nicht – ganz allgemein mangelt es meines Erachtens an einer nationalen Strategie, finanzielle Bildung im Lehrplan unterzubringen. Dabei wünschen sich laut der Jugendstudie des Bankenverbands über ¾ der Jugendlichen, dass ihnen mehr Wissen zu wirtschaftlichen Zusammenhängen vermittelt wird.Der Wunsch ist auch absolut berechtigt, denn wer sich in jungen Jahren mit Finanzen befasst, wird von vornherein selbstbewusster und sicherer finanzielle Entscheidungen treffen und kann so viel besser für sich selbst vorsorgen.Gerade alltagsrelevante Themen wie Rente oder auch Steuern sollten meiner Meinung nach in der Schule behandelt werden. Ich bin der festen Überzeugung, dass ein solches Vorgehen auch dafür sorgen würde, dass das Thema Geld in der ganzen Gesellschaft offener behandelt und Probleme wie eine private Überschuldung seltener eintreten würden. Reden Eltern mit ihren Töchtern genauso über Geld wie mit ihren Söhnen, oder denkst du, es gibt Unterschiede?Leider herrscht nach wie vor an vielen Stellen die Meinung, dass Mädchen nicht so gut mit Geld – und Zahlen im Allgemeinen – umgehen können wie Jungen. Das ist vermutlich auch der Grund, weshalb nur 20% der Eltern mit ihren Töchtern über Geld sprechen. Zudem werden Mädchen seltener Geldanlagen empfohlen, die höhere Renditen einbringen könnten.Wir erleben dies auch öfter in unseren Beratungs- und Coachinggesprächen. Frauen erzählen, dass ihnen zu konservativen Sparformen geraten wird, da diese risikoärmer seien und daher besser passen würden.Es ist von größter Wichtigkeit, dass wir mit solchen Vorurteilen und nicht belegten Annahmen aufräumen. Andernfalls werden wir noch viele Jahrzehnte brauchen, um Gaps wie Gender Pay Gap, Retirement Gap und schlussendlich auch Wealth Gap zu schließen.Inwiefern wirkt sich deiner Meinung nach der in der Kindererziehung erlernte Umgang mit Geld auf unser Verhalten im Erwachsenenalter aus?Was wir im Kindesalter über Geld gelernt – oder eben nicht darüber gelernt – haben, hat in jedem Fall Auswirkungen auf unser Finanzverhalten im Erwachsenenalter. Angefangen von Glaubenssätzen wie etwa “Geld ist da, um ausgegeben zu werden” bis hin zu Annahmen wie “An der Börse verzockt man sein Geld. Alles Ersparte muss in jedem Fall auf ein Sparbuch, damit es sicher ist!”.Fast die Hälfte der Erwachsenen in Deutschland fragt übrigens immer noch die eigenen Eltern nach Rat, wenn es um Finanzthemen geht! Wenn die eigenen Eltern bereits Aktien besessen haben, ist die Wahrscheinlichkeit daher beispielsweise auch höher, dass sich die Kinder später ebenfalls mit Wertpapieren befassen werden.Wir sagen daher zu unseren KundInnen, dass jede gute Anlagestrategie damit beginnt, sich mit dem eigenen Verhältnis zu Geld zu befassen. Nicht nur in puncto Bildung, sondern auch im Hinblick auf Emotionen, die mit Finanzen verknüpft sind. Und Eltern raten wir, möglichst früh mit ihren Kindern offen über Geld zu sprechen. Wie schaffen es Eltern, ihren Kindern den Umgang mit Geld näherzubringen?Sowohl offen über Geld zu sprechen, als auch Kindern eine gewisse Verantwortung zu übertragen, ist meiner Meinung nach der Schlüssel zum Erfolg.So hat beispielsweise mein Vater mir die Grundlagen von persönlichem Finanzmanagement beigebracht. Seit frühester Kindheit hatte ich die Gelegenheit ihn dabei zu beobachten, wie er mit seinen Finanzen umgegangen ist: er hat zum Beispiel seine Einnahmen und Ausgaben dokumentiert. Zudem hat er aktiv gespart und Geld in Immobilien investiert, darüber wurde dann bei uns Zuhause ganz offen gesprochen.Mit meinen Kindern halte ich es ähnlich. Meine Söhne bekommen zudem jede Woche 5 Euro, je ein Euro landet in einem von fünf Gläsern und wird so für eine bestimmte Sache gespart: Dinge, für die sie einige Wochen sparen müssen („Saving for something“), Geschenke (z.B. für den Geburtstag des Bruders, „Giving“), und tägliche Ausgaben, zum Beispiel für Süßigkeiten oder kleinere Spielzeuge („Spending“). Aber es gibt auch zwei Spar-Gläser für die Zukunft: Alles, was in der Dose fürs „Langzeit-Sparen“ (“Long-term saving”) landet, darf nicht ausgegeben werden, sondern soll später auf einem eigenen Sparkonto landen und dann investiert werden. Das fünfte, für Bildung („Education“), soll dazu dienen, dass die Kinder es sich selbst finanzieren können, ein Buch zu einem bestimmten Wissensthema zu kaufen, das sie besonders interessiert – also quasi für die persönliche Weiterbildung.Ich möchte, dass sie früh lernen und verstehen, wie sie mit ihrem Geld umgehen. Das ist meines Erachtens die Basis dafür, dass sie finanziell langfristig für sich selbst sorgen können. Ist deiner Meinung nach die Finanzbildung irgendwann abgeschlossen, oder sollten wir uns auch im Erwachsenenalter uns weiter darum kümmern?Wir alle werden im Laufe unseres Lebens mit Ereignissen konfrontiert, die wir vielleicht nicht vorhergesehen oder geplant haben. In solchen Momenten ist es wichtig, auch die finanziellen Aspekte zu bedenken und in der Lage zu sein, entsprechend zu reagieren.Natürlich heißt es nicht, jeden Tag Börsenkurse zu studieren oder jeden Monat einen Finanzratgeber zu lesen. Aber sich mit der eigenen finanziellen Situation zu beschäftigen, seine persönlichen Ziele in diesem Hinblick zu kennen und zu überprüfen, ob man sich noch auf dem richtigen Weg befindet, um diese zu erreichen, ist meines Erachtens ein kontinuierlicher Prozess.In der Finanzindustrie hat sich zudem in den vergangenen Jahren viel getan und es sind neue Möglichkeiten entstanden, das eigene Geld zu investieren. Sich über diese Entwicklungen zu informieren und sich eine eigene Meinung zu den verschiedenen Themen zu bilden, halte ich ebenfalls für wichtig. Was k önnen (Challenger)Banken wie wir tun, um Frauen in Zukunft zu helfen, sich finanziell weiterzubilden?Der wichtigste Punkt in diesem Zusammenhang ist meiner Meinung nach das Verständnis für unsere KundInnen und ihre Bedürfnisse – aber auch ihre Bedenken und individuellen Herausforderungen. Diese müssen wir erfassen und bei der Erstellung unserer Angebote zu finanzieller Bildung berücksichtigen. Nur so können wir Formate schaffen, die wirklich einen Mehrwert bieten und Frauen auf ihrem Weg unterstützen.Eine große Rolle spielt zudem die richtige Ansprache sowie Wortwahl. Natürlich ist es wichtig, dass wir grundlegendes Wissen und das entsprechende Vokabular vermitteln. Wenn wir uns allerdings der gleichen Sprache bedienen wie traditionelle Finanzinstitutionen, kommunizieren wir an der Zielgruppe vorbei. Jede Frau lernt außerdem anders. Verschiedene Lernformate sind daher ebenfalls von großer Wichtigkeit.Ein Punkt, der mir jedoch besonders wichtig ist, ist die Kombination aus Lernen und Umsetzen. Frauen brauchen meiner persönlichen Erfahrung nach länger, um ins “Tun” zu kommen. Wir sollten daher bei unseren Bildungsangeboten darauf achten, dass sie nicht nur konkrete Handlungsempfehlungen enthalten, sondern die Frauen auch die Möglichkeit haben, diese schnell und unkompliziert in die Tat umzusetzen. Je schneller und je mehr sie ein Gespür dafür bekommen, wie es sich anfühlt, sich um die eigenen Finanzen zu kümmern, desto selbstbewusster treffen sie die nächsten finanziellen Entscheidungen.
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