N26 x Three Coins – So entsteht finanzielle Ungleichheit
Du fragst dich, warum zwischen Männern und Frauen noch immer finanzielle Ungleichheit herrscht? In diesem Interview mit Three Coins erfährst du mehr.
Lesezeit: 5 Min.
Gender Pay Gap, ungleiche Bezahlung, kleinere Renten – die Liste gesellschaftlich-struktureller Probleme im Bereich Finanzen für Frauen ist lang. Um nicht nur im hohen Alter finanziell abgesichert, sondern auch in jungen Jahren unabhängig zu sein, ist daher wichtiger denn je. Leider ist das nicht für alle Frauen ein umsetzbares Ziel. Wo genau Frauen auf Hürden im Alltag und in der Gesellschaft stoßen, erklären Lena Gugenberger und Theresa Graf von Three Coins im Interview.
Warum glaubt ihr haben wir immer noch einen unbereinigten Gender Pay Gap von 18 %?Lena Gugenberger: Die finanzielle Schlechterstellung ist quasi omnipräsent im Lebenslauf von Frauen. Das beginnt beim Taschengeld, wo Jungs im Durchschnitt rund 20 % mehr bekommen als Mädchen. Dann geht es weiter bei der Berufswahl, wo Frauen nach wie vor dazu tendieren, in typisch weibliche Berufe mit niedrigerem Lohnniveau einzusteigen. Und auch im Laufe des Berufslebens finden sich Ursachen – Frauen sind seltener in Führungspositionen vertreten, arbeiten dafür aber sehr häufig in Teilzeit. Das wirkt sich dann natürlich auf das Gehalt aus. Theresa Graf: Wobei man aber auch klar sagen muss, dass rund die Hälfte des Gender Pay Gaps nicht statistisch erklärt werden kann – es hier also auch ganz klar darum geht, dass Frauen für gleiche Arbeit einfach weniger Gehalt bekommen. Welche Lebensphasen und Entscheidungen führen eurer Meinung nach dazu, dass Frauen weniger verdienen? Lena Gugenberger: Auch hier sitzen die Wurzeln tief. Schon in der Kindheit werden wir von den Rollenbildern in der Familie beeinflusst. Werden Finanzentscheidungen da z.B. meist von den Vätern getroffen, kann das dazu führen, dass sich Töchter nicht zutrauen, selbständig mit ihrem Geld umzugehen. Umgekehrt wirken Vorbilder aber auch positiv – erleben Töchter unabhängige, finanziell kompetente Mütter, ist es wahrscheinlicher, dass sie zu ebensolchen Frauen heranwachsen. Theresa Graf: Häufig beeinflussen diese Rollenbilder in der Familie dann ja auch weitere, richtungsweisende Entscheidungen im Laufe des Lebens – die Berufswahl beispielsweise oder auch die Aufteilung von unbezahlter Sorgearbeit später in der eigenen Familie. Hier gilt es wirklich Bewusstseinsarbeit zu leisten, welche Auswirkungen Entscheidungen in der Gegenwart auf die Zukunft haben – sprich: Welches Gehalt ist bei bestimmten Berufsbildern drin? Wie wirkt sich Teilzeitarbeit auf mein Gehalt und schlussendlich auf meine Pension aus? Lena Gugenberger: Die Pension ist ohnehin ein ganz wichtiges Thema - die Gender Pension Gap ist mit 42 % nämlich nochmal fast doppelt so groß wie die Gender Pay Gap und zwei Drittel der von Altersarmut Betroffenen sind Frauen. Auch dessen muss man sich bewusst sein – dass Altersvorsorge für Frauen noch einmal wichtiger ist als für Männer, um Altersarmut vorzubeugen. Wenn ihr einer Frau einen Tipp zum Thema Gehaltsverhandlungen geben könntet, welcher wäre das? Theresa Graf: Ich denke nicht, dass es sinnvoll ist, hierzu allgemeine Tipps zu geben - jede Frau, jede Position und jedes Team erfordern hier unterschiedliche Vorgehensweisen. Ein Aspekt, der uns aber sehr häufig auffällt, ist das Bewusstsein für den Wert der eigenen Arbeit - sei sie bezahlt oder unbezahlt. Frauen sollten sich ganz konkret darüber im Klaren sein, dass die Arbeit, die sie verrichten, einen Wert hat und es ist ganz wunderbar, wenn sie dann auch noch das Selbstbewusstsein haben, diesen Wert einzufordern. Was muss sich gesellschaftlich tun, damit der Equal Pay Day irgendwann überflüssig wird und Frauen genauso finanziell unabhängig sind? Theresa Graf: Gerade auf gesellschaftlicher Ebene gibt es viele mögliche Stellschrauben, um die finanzielle Schlechterstellung von Frauen zu verringern. Es beginnt damit, dass in der Gesellschaft ein Umdenken stattfindet, dass traditionelle Rollenbilder aufgebrochen werden, dass Mädchen nicht schon in der Grundschule vermittelt wird, dass Mathematik eher für Jungs ist, dass Väterkarenz eine Selbstverständlichkeit wird und und und... Lena Gugenberger: Natürlich ist auch die Politik gefragt. Ganz konkret ist beispielsweise Lohntransparenz ein sinnvolles Mittel, um den Gender Pay Gap zu reduzieren, genauso wie Anreize für Unternehmen, ihre Führungsteams möglichst divers zu besetzen und flexible Arbeitszeitmodelle einzuführen. Und natürlich geht es auch darum, unbezahlte Sorgearbeit gerechter zu entlohnen bzw. Männer und Väter in die unbezahlte Sorgearbeit besser einzubinden, um diese Aufgabenbereiche gerechter aufzuteilen. Was meint ihr können (Challenger) Banken wie wir besser machen, um Frauen zu helfen, finanziell unabhängiger zu werden? Theresa Graf: In der Rolle als Dienstleister ist es sicher wichtig, dass Mitarbeiterinnen von Banken sensibilisiert sind für die spezifische Situation von Frauen – beispielsweise in Bezug auf Altersvorsorge. Hier sollten Beraterinnen nach Möglichkeit gezielt geschult werden und gegebenenfalls auch spezifische Produkte entwickelt werden. Lena Gugenberger: Als Arbeitgeberinnen haben Banken natürlich auch einen großen Hebel, gesellschaftliche und strukturelle Ursachen für den Gender Pay Gap zu adressieren – mithilfe von durchlässigen Strukturen, flexiblen Arbeitszeitmodellen, neuen Führungsmodellen, Kinderbetreuungsoptionen etc. Hier könnten Banken für andere Unternehmen eine Vorbildfunktion einnehmen und das Bewusstsein im Wirtschaftsbereich für die Problematik schärfen.
Theresa Graf und Lena Gugenberger setzen sich im Führungsteam von Three Coins für mehr Finanzbildung ein, weil sie darin einen wichtigen Hebel für Chancen-Fairness und Selbstbestimmung sehen. Three Coins ist ein Sozialunternehmen, das seit zehn Jahren Finanzbildungsprojekte entwickelt und umsetzt. Das Team entwickelt Bildungsformate und Produkte zur Vermittlung eines guten Umgangs mit Geld für spezifische Zielgruppen - aktuell auch mit Fokus auf Frauenthemen. Disclaimer: Von den Autorinnen erwähnte Aktien, ETFs und Fonds sind immer mit Risiken behaftet. Alle Texte sowie die Hinweise und Informationen stellen keine Anlageberatung oder Empfehlung dar. Sie wurden nach bestem Wissen und Gewissen aus öffentlich zugänglichen Quellen übernommen. Alle zur Verfügung gestellten Informationen dienen allein der Bildung und Veranschaulichung. Eine Haftung für die Richtigkeit kann nicht übernommen werden. Sollten die LeserInnen sich die angebotenen Inhalte zu eigen machen oder etwaigen Ratschlägen folgen, so handeln sie eigenverantwortlich.
Warum glaubt ihr haben wir immer noch einen unbereinigten Gender Pay Gap von 18 %?Lena Gugenberger: Die finanzielle Schlechterstellung ist quasi omnipräsent im Lebenslauf von Frauen. Das beginnt beim Taschengeld, wo Jungs im Durchschnitt rund 20 % mehr bekommen als Mädchen. Dann geht es weiter bei der Berufswahl, wo Frauen nach wie vor dazu tendieren, in typisch weibliche Berufe mit niedrigerem Lohnniveau einzusteigen. Und auch im Laufe des Berufslebens finden sich Ursachen – Frauen sind seltener in Führungspositionen vertreten, arbeiten dafür aber sehr häufig in Teilzeit. Das wirkt sich dann natürlich auf das Gehalt aus. Theresa Graf: Wobei man aber auch klar sagen muss, dass rund die Hälfte des Gender Pay Gaps nicht statistisch erklärt werden kann – es hier also auch ganz klar darum geht, dass Frauen für gleiche Arbeit einfach weniger Gehalt bekommen. Welche Lebensphasen und Entscheidungen führen eurer Meinung nach dazu, dass Frauen weniger verdienen? Lena Gugenberger: Auch hier sitzen die Wurzeln tief. Schon in der Kindheit werden wir von den Rollenbildern in der Familie beeinflusst. Werden Finanzentscheidungen da z.B. meist von den Vätern getroffen, kann das dazu führen, dass sich Töchter nicht zutrauen, selbständig mit ihrem Geld umzugehen. Umgekehrt wirken Vorbilder aber auch positiv – erleben Töchter unabhängige, finanziell kompetente Mütter, ist es wahrscheinlicher, dass sie zu ebensolchen Frauen heranwachsen. Theresa Graf: Häufig beeinflussen diese Rollenbilder in der Familie dann ja auch weitere, richtungsweisende Entscheidungen im Laufe des Lebens – die Berufswahl beispielsweise oder auch die Aufteilung von unbezahlter Sorgearbeit später in der eigenen Familie. Hier gilt es wirklich Bewusstseinsarbeit zu leisten, welche Auswirkungen Entscheidungen in der Gegenwart auf die Zukunft haben – sprich: Welches Gehalt ist bei bestimmten Berufsbildern drin? Wie wirkt sich Teilzeitarbeit auf mein Gehalt und schlussendlich auf meine Pension aus? Lena Gugenberger: Die Pension ist ohnehin ein ganz wichtiges Thema - die Gender Pension Gap ist mit 42 % nämlich nochmal fast doppelt so groß wie die Gender Pay Gap und zwei Drittel der von Altersarmut Betroffenen sind Frauen. Auch dessen muss man sich bewusst sein – dass Altersvorsorge für Frauen noch einmal wichtiger ist als für Männer, um Altersarmut vorzubeugen. Wenn ihr einer Frau einen Tipp zum Thema Gehaltsverhandlungen geben könntet, welcher wäre das? Theresa Graf: Ich denke nicht, dass es sinnvoll ist, hierzu allgemeine Tipps zu geben - jede Frau, jede Position und jedes Team erfordern hier unterschiedliche Vorgehensweisen. Ein Aspekt, der uns aber sehr häufig auffällt, ist das Bewusstsein für den Wert der eigenen Arbeit - sei sie bezahlt oder unbezahlt. Frauen sollten sich ganz konkret darüber im Klaren sein, dass die Arbeit, die sie verrichten, einen Wert hat und es ist ganz wunderbar, wenn sie dann auch noch das Selbstbewusstsein haben, diesen Wert einzufordern. Was muss sich gesellschaftlich tun, damit der Equal Pay Day irgendwann überflüssig wird und Frauen genauso finanziell unabhängig sind? Theresa Graf: Gerade auf gesellschaftlicher Ebene gibt es viele mögliche Stellschrauben, um die finanzielle Schlechterstellung von Frauen zu verringern. Es beginnt damit, dass in der Gesellschaft ein Umdenken stattfindet, dass traditionelle Rollenbilder aufgebrochen werden, dass Mädchen nicht schon in der Grundschule vermittelt wird, dass Mathematik eher für Jungs ist, dass Väterkarenz eine Selbstverständlichkeit wird und und und... Lena Gugenberger: Natürlich ist auch die Politik gefragt. Ganz konkret ist beispielsweise Lohntransparenz ein sinnvolles Mittel, um den Gender Pay Gap zu reduzieren, genauso wie Anreize für Unternehmen, ihre Führungsteams möglichst divers zu besetzen und flexible Arbeitszeitmodelle einzuführen. Und natürlich geht es auch darum, unbezahlte Sorgearbeit gerechter zu entlohnen bzw. Männer und Väter in die unbezahlte Sorgearbeit besser einzubinden, um diese Aufgabenbereiche gerechter aufzuteilen. Was meint ihr können (Challenger) Banken wie wir besser machen, um Frauen zu helfen, finanziell unabhängiger zu werden? Theresa Graf: In der Rolle als Dienstleister ist es sicher wichtig, dass Mitarbeiterinnen von Banken sensibilisiert sind für die spezifische Situation von Frauen – beispielsweise in Bezug auf Altersvorsorge. Hier sollten Beraterinnen nach Möglichkeit gezielt geschult werden und gegebenenfalls auch spezifische Produkte entwickelt werden. Lena Gugenberger: Als Arbeitgeberinnen haben Banken natürlich auch einen großen Hebel, gesellschaftliche und strukturelle Ursachen für den Gender Pay Gap zu adressieren – mithilfe von durchlässigen Strukturen, flexiblen Arbeitszeitmodellen, neuen Führungsmodellen, Kinderbetreuungsoptionen etc. Hier könnten Banken für andere Unternehmen eine Vorbildfunktion einnehmen und das Bewusstsein im Wirtschaftsbereich für die Problematik schärfen.
Theresa Graf und Lena Gugenberger setzen sich im Führungsteam von Three Coins für mehr Finanzbildung ein, weil sie darin einen wichtigen Hebel für Chancen-Fairness und Selbstbestimmung sehen. Three Coins ist ein Sozialunternehmen, das seit zehn Jahren Finanzbildungsprojekte entwickelt und umsetzt. Das Team entwickelt Bildungsformate und Produkte zur Vermittlung eines guten Umgangs mit Geld für spezifische Zielgruppen - aktuell auch mit Fokus auf Frauenthemen. Disclaimer: Von den Autorinnen erwähnte Aktien, ETFs und Fonds sind immer mit Risiken behaftet. Alle Texte sowie die Hinweise und Informationen stellen keine Anlageberatung oder Empfehlung dar. Sie wurden nach bestem Wissen und Gewissen aus öffentlich zugänglichen Quellen übernommen. Alle zur Verfügung gestellten Informationen dienen allein der Bildung und Veranschaulichung. Eine Haftung für die Richtigkeit kann nicht übernommen werden. Sollten die LeserInnen sich die angebotenen Inhalte zu eigen machen oder etwaigen Ratschlägen folgen, so handeln sie eigenverantwortlich.
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