N26 x Nazila Jafari – Wie Frauen an der Börse investieren

Du willst den Einstieg an der Börse wagen? Dann lies unser Interview mit der Trading-Expertin Nazila Jafari für hilfreiche Tipps.
Lesezeit: 11 Min.
Finanzielle Unabhängigkeit bedeutet für viele Frauen, dass sie sich zuerst damit beschäftigen müssen, wie sie Vermögen aufbauen können. Eine Möglichkeit dafür bieten Investitionen am Aktienmarkt. Doch wie gelingt der Einstieg? Und was sollten Frauen wissen, bevor sie mit dem Investieren loslegen? Wir haben die Trading-Expertin Nazila Jafari dazu interviewt, die Geschäftsführerin der Jafari Consulting GmbH ist. Im Gespräch gibt sie uns viele hilfreiche Tipps und wertvolle Einblicke in ihre Laufbahn als Investorin und Investment-Coach. Viel Spaß beim Lesen!
Du hast schon mehr als 25 Jahre Erfahrung in diesem Bereich – wie war dein eigener Einstieg in den Aktienmarkt?Über meine Laufbahn hinweg durfte ich als Beraterin mit verschiedenen Banken, Institutionen und Privatanlegern mit großen Vermögen zusammenarbeiten. Durch mein System ist es mir bisher sehr gut gelungen, die Krisenzeiten 2000, 2008, 2020 und 2022 rechtzeitig zu erkennen, zu meistern und die Chancen daraus zu nutzen. Derzeit coache ich als Geschäftsführerin der Jafari Consulting GmbH gemeinsam mit meinem Team sowohl private als auch institutionelle Anleger und bespreche mit ihnen, wie sie an der Börse profitabel handeln und konstante Gewinne erzielen können.Meine heutigen Erfolge an der Börse habe ich meinen beiden Interessen und Leidenschaften zu verdanken. Als Kind spielte ich voller Hingabe mit Zahlen, obwohl ich die klassische Mathematik sehr langweilig fand. Ich konnte mir die Zahlen und Kombinationen gut merken und baute daraus Eselsbrücken. Ich spielte oft in der Natur und war fasziniert, wie oft ich reproduzierbare Muster entdecken konnte.  Mein Großvater war es dann schließlich, der mich an die Hand genommen hat und mir gezeigt hat, wo die Zahlen noch so gut funktionieren. Er war schließlich derjenige, der mich in die Welt der Börse eingeführt hat.Ich durfte jeden Tag 2- bis 3-mal den Gold- oder den Dollarkurs per Telefon abfragen und aufschreiben. Am Ende des Tages sollte ich diese Zahlen mit einer Linie verbinden und daraus einen eigenen Kursverlauf bauen. Am Ende der Woche habe ich dann aus Tageskursen (Durchschnitte) und am Ende des Monats aus Tages- und Wochenkursen einen eigenen Chart gebaut. So habe ich früh gelernt, den Chart und die Kursverläufe zu lesen, um daraus die Trends zu erkennen. Interessant war, dass mir immer mehr gewisse Bewegungen und Muster aufgefallen sind, die sich sehr oft wiederholt haben. Diese haben teilweise mittendrin komplett anders ausgesehen, aber am Ende das gleiche Ergebnis geliefert. Diese Vorgehensweise, die Zahlen aufzuschreiben, hat mich nicht nur an der Börse, sondern auch als Unternehmerin sehr weit gebracht.Zahlen waren also wie eine Leidenschaft oder ein Hobby für dich. Gab es noch etwas anderes, das dich dem Investieren näherbrachte?Ja, und zwar mein zweites Hobby – der Motorsport und das Rallye-Fahren. Mit meinem Vater habe ich oft die Strecken angeschaut und akribisch stundenlang ausgerechnet, wie ich risikoarm und trotzdem sehr schnell fahren kann, um vor den anderen ins Ziel zu kommen. Dafür habe ich die Strecken mithilfe von Zahlen auswendig gelernt, um weniger emotional zu handeln. So habe ich gelernt, beim Investieren systematisch vorzugehen, um mehr Vertrauen aufzubauen und weniger Emotionen zuzulassen. Meine beiden Passionen und Hobbys haben mich gelehrt, dass ich schnell und vor allem sicher ans Ziel kommen werde, wenn ich die Richtung (also den Trend) weiß und mich an ein festes Regelwerk und reproduzierbare Muster halte. Das trifft auch auf die Börse zu. Die Trends sind nicht nur nach oben gerichtet. In richtiger Richtung, also mit dem Trend, wirst du kurz- und mittelfristig erfolgreich investieren. Wichtig ist dranbleiben, solange sie sich nicht verändert haben. Als mir später die moderne Chartsoftware zu Verfügung stand, habe ich mehrere zehntausende Stunden mit den Charts verbracht. So gelang es mir, aus einem komplizierten Marktverhalten, welches sich mathematisch und physikalisch bewegt, mithilfe der Zahlenreihe und einem wiederholbaren Muster ein leicht anwendbares System und Regelwerk zu bauen. So kann man die Trends rechtzeitig erkennen und risikoarm im Trend investieren und beschleunigen.Anfang bis Mitte der 90er Jahre habe ich sehr viel mit Aktien und dann mit Optionen gehandelt. Danach habe ich den DAX für mich entdeckt und war eine der ersten Frauen, die mit dem Finanzinstrument Future gehandelt haben. Hast du das Gefühl, dass der Einstieg als Frau schwieriger war bzw. mit anderen Problemen verbunden war als für Männer?Im deutschsprachigen Raum waren zu diesem Zeitpunkt fast nur Männer präsent und keine Frau war als Expertin bekannt. Zu fortgeschrittener Zeit war es sehr schwer, gegen die Männerdomäne und ihre “Finanz-Show” anzukommen, obwohl ihre Methoden nicht von Erfolg gekrönt waren.Um meine Analysen ohne Vorurteile zu veröffentlichen und bekannt zu machen, entschied ich mich, Ende der 90er Jahre sogar, als Nickname “Euroinvest” zu wählen und trat so anonym im Internet auf. Ich hatte über 10.000 Follower, aber die meisten wussten am Anfang nicht, dass ich eine Frau bin. Zum Glück haben sich die Zeiten komplett geändert. Was sind Fehler, die “Mann” bzw. “Frau” am Anfang vermeiden sollte? Sind dir anfangs auch welche passiert und wenn ja, magst du diese mit uns teilen?Einen Fehler habe ich nicht gemacht – es waren viele. Unter anderem war der für mich nach wie vor größte Fehler, ohne einen Plan zu handeln. Nicht nur an der Börse und bei den Investitionen, sondern generell ist das ein Fehler, der verhindert werden sollte, um Stress und Verluste zu vermeiden. In einem Handelsplan muss definiert sein, ob es sich um einen kurzfristigen Trade oder um ein mittel- bzw. langfristiges Investment handelt. Die Strategien daraus sind unterschiedlich und man muss sich vorher darüber einen klaren Plan und Gedanken machen. Nicht danach!Oft erlebe ich, dass man nach einem Tipp investiert. Wenn es sich in die falsche Richtung entwickelt hat, wird nachgekauft, um den Einkauf zu verbilligen. Das wird in der Regel schieflaufen, wenn die vorherige Analyse nicht klar feststand. Wenn man weder Basiswissen, eine klare Einschätzung über erwartete Chancen und Risiken zum Investmentzeitpunkt, noch ein passendes Money Management hat, wird das Investment scheitern. Was sind die Must-Knows für Frauen, bevor sie mit dem Traden beginnen?Ein Alltagsbeispiel soll das näher verdeutlichen: Wenn du von Frankfurt nach München möchtest, musst du erst einmal die Richtung wissen. Es macht keinen Sinn, von Frankfurt erst in Richtung Hamburg zu reisen, um bei Ankunft dann festzustellen, dass das die falsche Richtung war.Manchmal ist es sinnvoller auf den nächsten Zug zu warten, statt einfach einzusteigen, in die falsche Richtung zu fahren und zu hoffen. Es kostet viel mehr Zeit, Geld und Energie, um ans Ziel zu kommen. Daher ist ein Must-Know, das ich an erster Stelle nennen möchte, die richtige Richtung zu erkennen und sachlich einzuschätzen, wie wahrscheinlich es ist, dass der Kurs sich unmittelbar in diese Richtung bewegt. Außerdem muss man auch einschätzen, wo das maximale Risiko liegt, bevor man mit dem Traden beginnt. An zweiter Stelle ist für mich die Dokumentation und das Trading-Investment-Journal wichtig. “Wer schreibt, der bleibt.”  Daher ist es sehr wichtig, das Gelernte aufzuschreiben und zu wiederholen. Gerade als Frau und Mutter, achtet man oft auf seine Intuition, welche einem in vielen Situationen behilflich ist. Auch an der Börse kann Intuition einem zu den richtigen Schritten verhelfen, dennoch muss man hier rationale Entscheidungen treffen und danach handeln. Das systematische, schrittweise Lernen und die Erfolge daraus zu dokumentieren, unterstützen das intuitive, richtige Handeln. Das können Frauen sehr gut. Nach dem Motto: “Einmal richtig gelernt, gespeichert und dann immer blind angewendet!”Außerdem ist es sehr ratsam, das richtige Werkzeug für dein Vorhaben zu besitzen. Zum Beispiel benötigt man für das tägliche Traden andere Werkzeuge als beim Langzeitinvestment. Damit sollte man sich im Vorfeld beschäftigen.Warum, denkst du, investieren bisher mehr Männer als Frauen?Meiner Meinung nach lassen sich viele Frauen unberechtigterweise einschüchtern. Meistens von sich selbst!Nach meiner Erfahrung als Coach handeln leider viele Männer ohne fundierte Kenntnisse oder mit Halbwissen und sind mutiger, Risiken einzugehen als Frauen. Beispielsweise hat es noch nie ausgereicht, ein Buch über Medizin zu lesen, um dadurch ein erfolgreicher Chirurg zu werden. So handeln aber sehr viele Männer. Sie lesen ein Buch oder nehmen an einem Wochenend-Webinar, einem Seminar oder einer Messe teil und beginnen “das Gelernte” anzuwenden. Nach dem Motto: “Schauen wir mal, hoffentlich wird das gut gehen.” Oft wird es aber nicht gut gehen und sie geben auf oder machen aus Zorn auf gleiche Art und Weise weiter. Generell gilt: Sich vom Ego leiten zu lassen, wird nichts als Verluste einbringen. Die erfolgreichen Frauen dagegen überlassen ihr Geld und ihren Erfolg nicht dem Zufall. Sie eignen sich das Wissen an, sie üben und erst dann handeln sie danach. Sie brauchen das Showgeschäft nicht und investieren ihre Zeit meistens in sinnvolle Sachen. Ich kenne viele Frauen, die vor meinem Kurs andere Kurse gebucht haben; aber, weil sie das Ergebnis (teilweise sogar auf Papier) nicht überzeugte, haben sie aufgehört, dort weiterzumachen. Dennoch haben sie nicht aufgegeben und sich weitergebildet. Das ist mutiger als aufzugeben und kann ein bisschen mehr Zeit in Anspruch nehmen. Aber sie vermeiden viele unnötige “Trial and error”-Momente mit ihrem Geld und ihrer Existenz. Erstens sieht es meiner Meinung nach von außen betrachtet so aus, als ob Frauen gar nichts machen: Man sieht weniger häufig Frauen. Zweitens glauben Frauen, dass Männer generell erfolgreicher oder besser wären. Als Folge überlassen Frauen den Männern alle Entscheidungen über Finanzen und Investitionen, was aus meiner Sicht ein Fehler ist.   Wir sind der Meinung, dass noch viel mehr Frauen ihre eigenen Finanzen in die Hand nehmen sollten. Was glaubst du, muss passieren, damit mehr Frauen das tun?Ich glaube, Frauen wissen nicht, wie sehr es ihnen Spaß machen kann. Vor allem wenn sie Erfolg haben. Ich weiß, dass viele Frauen abgeschreckt sind und glauben, dass sie diesem Weg nicht gewachsen sind, weil er sehr kompliziert erscheint.Zugegeben, die Finanzbranche ist, wie alle anderen lukrativen Branchen, an sich kompliziert, aber man kann sich auf einen Bereich fokussieren und schrittweise sehr leicht lernen.Als Beispiel: Ein iPhone zu erfinden und zusammenzubauen, dass es so genial funktioniert, ist sicherlich nicht einfach gewesen. Aber für einen Anwender kann alles verständlich und leicht gemacht werden. Es geht meiner Erfahrung nach nur mit fundiertem Wissen. Schrittweise gelernt, trainiert und mit Erfolg angewandt. So baut sich Vertrauen auf und das macht Lust auf mehr!Die erfolgreichen Frauen in allen Branchen sind deswegen so stark, weil sie intuitiv den richtigen Weg gehen. Sie lassen sich weder von gefühlten Hindernissen, noch von den scheinbaren Erfolgen anderer blenden. Sie arbeiten kontinuierlich an sich und eignen sich Wissen an. Sie trainieren geduldig und so lange, bis sie den gewünschten Erfolg erreicht haben.Faktisch sind Frauen die besseren Investorinnen. Wenn sie fundiertes Wissen besitzen, sind sie unschlagbar. Sie haben mehr Geduld, zocken nicht und handeln nach ihrem erlernten Wissen und Erfolgsrezept. Wenn Frauen ein bisschen Zeit investieren, um sich das Basiswissen anzueignen, dann sind sie der starke Part beim Investieren. Übrigens: Unter meinen Tradern sind mittlerweile viele erfolgreiche Frauen!Wenn du nur einen einzigen Finanztipp an eine Frau geben könntest, welcher wäre das?Der Gewinn liegt im Einkauf. Als erfolgreiche Händlerin müssen wir so günstig wie möglich einkaufen, um maximale und stressfreie Gewinne zu erzielen.Dafür müssen wir den Fokus auf eine bestimmte Ware legen (an der Börse kann man am besten einen Index oder Aktien auswählen) und sich mit ihren Kursschwankungen vertraut machen. Mein erster und wichtigster Finanztipp ist: Lerne den Kurs zu lesen und baue damit Vertrauen auf. Dann gelingt es dir mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit, die besten Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten zum Kauf und Verkauf zu sehen!Wir bereuen nur die Dinge, die wir nicht getan haben. Lerne wie die Börse funktioniert, und beschäftige dich mit dem Kurs.Was meinst du, können (Challenger-) Banken besser als wir machen, um Frauen zu helfen, finanziell unabhängiger zu werden?  Es gibt mittlerweile im Internet viel Content. Ein Laie kann nicht unterscheiden, welcher Inhalt wirklich erfolgsbringend ist. Einen systematisch aufgebauten und fundierteren Content, welcher das Basiswissen vermittelt, halte ich für mehr als sinnvoll. Frauen sollten die Möglichkeit bekommen, Finanzprogramme in ihrem täglichen Job oder anderen Verpflichtungen als Mutter zu integrieren. Dazu würde ich mir wünschen, dass die Broker und Banken alles umfassend, aber sehr einfach in der Bedienung und gut verständlich aufbauen.Die Finanzbranche wird oft an der falschen Stelle reguliert. Anstatt fundiertes Wissen zu fördern, verbietet man den Handel. Als Profi mit jahrelanger Erfahrung fühle ich mich verantwortlich und verpflichtet, fundiertes und vor allem richtiges Wissen zu verbreiten!
Erfahre mehr über Nazila Jafari und ihr eigenes Handelssystem auf Instagram und auf ihrer Webseite. Disclaimer: Von den Autorinnen erwähnte Aktien, ETFs und Fonds sind immer mit Risiken behaftet. Alle Texte sowie die Hinweise und Informationen stellen keine Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie dienen lediglich der persönlichen Information sowie der Wissensbildung und geben ausschließlich die Meinung der Autorinnen wieder. Es wird auch keine Empfehlung für eine bestimmte Anlagestrategie abgegeben. Eine Haftung für die Richtigkeit kann nicht übernommen werden. Sollten die LeserInnen sich die angebotenen Inhalte zu eigen machen oder etwaige Überlegungen oder Hinweise umsetzen, so handeln sie auf eigenes Risiko.

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