Was wir von Spotify Wrapped über Geld lernen können
Deine Top-Songs 2023 bieten womöglich überraschende finanzielle Erkenntnisse.
Lesezeit: 6 Min.
Jeden Dezember enthüllt Spotify Wrapped deinen musikalischen Jahresrückblick. Dabei handelt es sich aber um mehr als nur eine Playlist: Es ist ein Rückblick auf die Höhen und Tiefen unseres Lebens. In dieser Zeit des Jahres blicken Millionen weltweit auf die Songs zurück, die sie durchs Jahr begleitet haben. So wie ein Song einen Moment oder eine Stimmung wiedergibt, zeichnen auch unsere Finanzen ein Bild unseres Jahres. Hier erfahrt ihr, wie Spotify Wrapped nicht nur Aufschluss über unsere musikalischen Vorlieben gibt, sondern uns auch auffordert, unser Finanzjahr auf ähnliche Weise Revue passieren zu lassen.Alle Jahre wieder lädt Spotify Wrapped Musikfans weltweit auf eine Reise durch ihr musikalisches Jahr ein. Dabei kann sie viel mehr sein als nur ein Trip durch die alten Playlists. Der Rückblick erinnert oftmals an die Höhen und Tiefen der vergangenen zwölf Monate und damit an die Momente, auf die wir gerne zurückblicken, und die, die wir am liebsten vergessen würden.Jeder Song schreibt ein Kapitel in unserer Jahreschronik, genauso wie unsere finanziellen Gewohnheiten. Denke nur daran, wie sich wichtige Ereignisse, wie ein Karrieresprung, die Freude über einen Neuanfang oder die Herausforderungen eines Rückschlags, auf dein Ausgabe- und Sparverhalten auswirkten. Jedes Jahr bringt ganz eigene finanzielle Erkenntnisse und Lektionen.Ein Beispiel: Führte das Sparen auf ein bestimmtes Ziel dazu, dass du das Gefühl hattest, etwas geschafft zu haben, oder geschah es auf Kosten zu vieler kleiner Freuden? Spotify Wrapped bietet uns einen Rückblick auf unser musikalisches Jahr, es kann aber auch als Erinnerung daran dienen, ebenso unser Finanzjahr nochmals zu betrachten.Seit 2019 gibt es Spotify Wrapped im Stil einer Social-Media-Story. Das Teilen unserer musikalischen Vorlieben wurde zur kollektiven Erfahrung, wodurch die Musik zu einer Art sozialen Währung wurde. Wie Vox berichtet, spricht P. David Marshall, Professor für neue Medien und Kommunikation an der Deakin University in Melbourne, über „duale strategische Persönlichkeiten“ in unserem digitalen Leben. Seiner Ansicht nach sind unsere Online-Präsenzen sowohl ein Spiegel und Ausdruck der Person, die wir sind, als auch der Person, die wir sein wollen.Nach diesem Konzept interagieren wir also nicht nur passiv mit den Algorithmen, wir formen aktiv unsere digitale Identität und gestalten unser Online-Ich nach unserem Idealbild. Der Akt des Musikhörens ist damit nicht mehr länger eine rein private Erfahrung. Manche füttern den Algorithmus, um bestimmte Ergebnisse zu erzielen. Das bestimmt, welche Songs sie hören.So wie wir Playlists gestalten, um ein bestimmtes Bild von uns zu verbreiten, entwickeln viele von uns auch in finanziellen Angelegenheiten eine Social-Media-Präsenz. Vielleicht wollen wir als Person wahrgenommen werden, die stets über die neusten Trends im Bilde ist, in Luxusmarken schwelgt, an den Top-Hotspots und -Destinationen zu finden ist und auf Social Media Eindrücke aus dem Luxusleben teilt. Oder wir kultivieren eine Persönlichkeit, die lieber ihre Sparsamkeit in den Vordergrund stellt, sich vom Luxusleben abkehrt und stattdessen eher einen „Bougie-Broke"-Stil pflegt. Diese geldbetonten Persönlichkeiten sind zwar schillernd und unterhaltsam, entsprechen jedoch häufig eher einem performativen Selbstbild, als dass sie eine tatsächliche finanzielle Situation widerspiegeln.Es lohnt sich, darüber nachzudenken, ob wir mit unseren finanziellen Entscheidungen wirklich unsere Ziele verfolgen oder vor allem einer Rolle entsprechen. So, wie du dich vielleicht fragst, ob deine Spotify-Playlist wirklich deinen Musikgeschmack widerspiegelt oder nur einem künstlich geschaffenen Bild von dir entspricht, solltest du auch darüber nachdenken, ob dein Ausgabeverhalten im Einklang mit deinen Prioritäten steht oder nur dem Schein in den sozialen Medien dient.Spotify Wrapped erregt oft ein breites Spektrum an Emotionen, das von Stolz bis Scham reicht. Während einige von uns ihren musikalischen Jahresrückblick mit Freude teilen, fühlen sich andere mit dem Soundtrack ihres Jahres nicht wohl. So verhält es sich auch mit unserem finanziellen Leben. Wenn wir über unsere finanziellen Entscheidungen des vergangenen Jahres nachdenken, ist es ganz normal, dass wir manches unter den Teppich kehren, was wir gerne für uns behalten wollen.Denke nur an diese skurrilen oder impulsiven Käufe, die dir heute frivol vorkommen: das Pixel Art NFT einer Schildkröte, extravagante Haustier-Outfits, die eher amüsant als praktisch waren, oder die verlockende TikTok-Werbung, die zu einem unnützen Kauf führte. Das sind die finanziellen Äquivalente der kleinen „Guilty Pleasures“, die sich in unserer Wrapped-Playlist verstecken.Es hat aber etwas Bestärkendes, zu diesen Eigenheiten zu stehen. Genauso, wie Spotify Wrapped unseren ganz eigenen Musikgeschmack, egal wie unkonventionell er auch sein mag, feiert, so befreiend kann es sein, zu unseren finanziellen Fehlentscheidungen zu stehen. Indem du diese Erfahrungen anerkennst und teilst, legst du nicht nur deine Schwächen offen, du eröffnest auch die Möglichkeit für einen Dialog. Du wirst überrascht sein, wie viele ähnliche finanzielle Fehler gemacht haben.Der Weg zur Akzeptanz und zum offenen Umgang damit kann entscheidend für die Entwicklung unseres Umgangs mit Geld sein. Indem wir uns unseren früheren Fehlentscheidungen stellen und sie verstehen, erhalten wir die Chance, zu lernen und zu wachsen. Sicherlich wird dein Spotify Wrapped immer noch einige Überraschungssongs enthalten und deine künftigen Ausgaben einige unerwartete Entscheidungen beinhalten. Indem wir uns aber mit früheren Entscheidungen beschäftigen und von ihnen lernen, sind wir bei künftigen finanziellen Angelegenheiten besser gerüstet.Spotify Wrapped ist ein perfektes Beispiel für die Kunst des Data Storytelling. Es geht dabei nicht nur um die schiere Masse an Hördaten, es geht darum, diese Daten in etwas Bedeutsames, Persönliches und oft Wunderbares zu verwandeln.Diese Informationen sind mehr als bloß nackte Zahlen: Sie bieten ein besseres Verständnis unserer Prioritäten und Vorlieben. Die Daten von Spotify können ein Musikgenre ausmachen, zu dem wir tendieren und die vergangenen Umsätze auf unserem Girokonto können finanzielle Muster aufzeigen, die uns bisher nicht aufgefallen sind. Tools zur Kategorisierung von Ausgaben können alles aufdecken: von Protzereien im Urlaub über Ausflüge in geselliger Runde bis hin zu gemütlichen Abenden – jedenfalls entsteht so mit der Zeit ein Bild unserer finanziellen Persönlichkeit.Durch diese Einblicke kann eine neue Dimension der Selbsterkenntnis entstehen, die uns Facetten unserer Persönlichkeit und unseres Verhaltens zeigt, die wir vorher vielleicht nie wahrgenommen haben. Sie halten uns einen Spiegel vor, was Gewohnheiten, Präferenzen und Tendenzen anbelangt, und erlauben einen ungetrübteren Blick auf die Person, die wir sind, und die Dinge, die wir schätzen. Ob in der Musik oder bei den Finanzen: Mit diesem datengestützten Narrativ können wir unsere Entscheidungen und letztlich uns selbst besser verstehen.Wenn wir unsere Finanzdaten wertfrei annehmen, sind wir in der Lage, bewusst zu entscheiden, was in unserer Finanz-Playlist des nächsten Jahres enthalten sein soll. Wenn wir uns um finanzielle Entscheidungen bemühen, die mit dem übereinstimmen, was wir sind und wo wir hin wollen, und uns gleichzeitig die unvermeidlichen finanziellen Fehler verzeihen, die wir auf dem Weg dorthin machen werden, können wir uns auf ein finanziell harmonisches Jahr freuen.
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Deine finanzielle Playlist im Rückblick
Für wen hören wir die Musik?
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Kein Grund, sich zu schämen
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N26 – Banking, wie ich will
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